VEKTOR Memories in Light & Sound ist die neueste audiovisuelle Installation des renommierten Lichtkünstlers Christopher Bauder im KRAFTWERK Berlin. EventElevator nutzte die Gelegenheit, um mit dem Berliner Artist über sein aktuelles, atemberaubende Kunstwerk zu sprechen. Im Interview gibt er einen Einblick in die eingesetzte Techniken und die Leidenschaft seiner Teams von WHITEvoid und KINETIC LIGHTS.
Immer geht es auch darum, neue Türen in der Eventtechnik aufzustoßen, Grenzen des kinetischen Licht- oder diesmal präziser gesagt Laser-Lichtdesigns neu zu definieren. Das physische Momentum seiner kinetischen Installationen, die durch die hauseigenen Winden fast schon magisch-lautlos in Bewegung gesetzt werden, ist wie schon bei DEEP WEB und SKALAR eine holistische Erfahrung für jeden Besucher. Als brutalistischer Backdrop dient der düster-maschinelle Factory-Space im KRAFTWERK, in dessen Inneren die Laserimpulse die Sinneswelten des Betrachters in jedem Winkel des Industriebaus triggern und tief berühren. Der Impact ist weitaus intensiver, als es die vielen „immersiven“ Exhibition-Konzepte erschaffen, die nur auf Videoprojektions-Mapping setzen. Bei Bauders Ausstellungen befindet sich der Betrachter im fließenden 3D-Lichtmikrokosmos. Und dieser kann den individuellen Perpektivenwechsel zu den Laserobjekten komplett steuern.
Details zur Technik und Umsetzung von VEKTOR
In seinem bisher persönlichsten Werk verschmilzt Bauder bei VEKTOR kinetisches Licht aus 50 bewegten Lasern. KVANT Berry Lite RGB Laser werden dazu ausgeklügelt an flexiblen Laser-Pods montiert, die jeweils fünf dieser Einheiten (vier seitlich, einer zum Boden gerichtet) am Windensystem kombinieren. Mit den KINETIC LIGHTS Winden ist es möglich, die Pods, synchronisiert mit einem Meter pro Sekunde zu bewegen. Bauder prägt diesmal den gesamten Negativ-Space (mächtige 2.000 Quadratmeter) im KRAFTWERK. Er erschafft kubistische Laser-Skulpuren, zerstäubende Lichtimpuls-Univseren und erhabene Scanning-Sweeps. Zusammen mit der immersiven Musik und der industriellen Warehouse-Architektur ersteht ein synästhetisches Kunstwerk. An den Seitengängen wurden diesmal zusätzlich schwarze Projektionsflächen als Laser-Leinwand montiert.
Die von KINTEC LIGHTS entwickelte Winden-Plattform ist für die ultrapräzisen Bewegungen der futuristischen Laser-Pods maßgeblich verantwortlich. Im Interview erklärt Bauder mehr zu den Merkmalen seiner Tools.
Neben den Lasern wurde weitere Atmosphäre im KRAFTWERK geschaffen. Dazu wurden seitlich MDG ATMe Hazer postiert, über 250 PAR-Scheinwerfer verteilt, um die Architektur des Gebäudes zu akzentuieren. Weiterhin wurden an den Enden der Industriehalle auf beiden Seiten für spezielle Beam-Momente ROBE MegaPointe und iPointe verwendet.
L-ISA Prozessor formt immersive Klangwelten
Mit VEKTOR reflektiert Bauder nach SKALAR und DEEP WEB erneut seine Faszination für mathematische Prinzipien. Und diesmal hat er auch den Soundtrack selbst komponiert, was das Kunstwerk für ihn noch persönlicher macht. Ein 30-kanaliges L-Acoustics L-ISA Soundsystem hilft ein immersives, tiefgreifendes Klanggefühl beim Besucher auszulösen. An den beiden Seitenschiffen und abgehängt im oberen Rig wurden dafür im Abstand von jeweils 12 Metern Punktschallquellen von L-Acoustics platziert, die via L-ISA Processor angefahren werden und vom System positionsgetreu die Lightmoments der Installation bespielen.
Neben Ambientklangwelten lässt Bauder auch eigens aufgenommene Samples und Sounds aus dem Kraftwerk sowie der Klangbibliothek des Fraunhofer IBP einfließen. Drumsets seiner Tracks erstellte er dabei mit Hits auf Geländer, Betonelemente und Metalloberflächen: „In diesem Sinne spiele ich stellenweise Kraftwerk im Kraftwerk“, erklärt Bauder zum experimentierfreudigen Kreationsprozess, der auch durch den riesigen Nachhall des Gebäudekomplex’ potentiert wird. Für das Produzieren seiner Klangwelten verwendete Bauder unter anderem Ableton Live, on-the-go Live Note, alte Sampler sowie jede Menge kreative Soundsources und Toys, die ihn im Studio inspirierten. Musik ist ein wichtiger, sehr emotionaler Part seiner Kunstwerke. Waren es vormals Elektronik-Musiker wie Robert Henke oder Kangding Ray ist es nun Bauder selbst, der den Ton angiebt.
„Die große Herausforderung ist das Preproducing solcher Klangwelten. Im Kraftwerk hat man es Dimensionen von 80x20x25 Meter zu tun“, fügt Bauder zur Umsetzung der Klanginstallation hinzu. Bei der 1:1 Simulation im Studio waren die Abstände der Speaker-Sektionen allerdings nicht zwölf, sondern nur einen Meter weit. Viel musste also direkt im Kraftwerk optimiert werden, damit die Moments im Sound den perfekten Flow hatten.
Eine Expertise des Fraunhofer IBP in Raumakustik und digitaler Akustik ermöglichte Bauder weiterhin eine präzise akustische Vermessung des ungewöhnlichen Veranstaltungsortes, um eine realistischere dreidimensionale Klangmischung für VEKTOR im KRAFTWERK Berlin entstehen zu lassen.
VEKTOR Memories in Light & Sound läuft noch bis zum 7. April im KRAFTWERK Berlin. Die multidimensionale Permanent-Ausstellung DARK MATTER bietet in einen umfassenden Einblick in Bauders Schaffenswerk.