Meyer Sound Constellation im Logomo Turku

Im südwestfinnischen Turku entstand vor fünf Jahren ein Ort, der bis heute seinesgleichen sucht: Logomo ist ein Büro- und Veranstaltungskomplex auf 30.000 Quadratmetern, der sowohl Start-Ups als auch etablierten Firmen ein komfortables Quartier bietet.

Zusätzlich stehen 15 Locations verschiedener Größen für Events aller Art zur Verfügung. Im April 2016 wurde Logomo mit dem Evento Award als beste Event-Location Finnlands ausgezeichnet. Und wahrlich: Zu behaupten, der größte Saal des Logomo-Komplexes sei ein technisches Meisterwerk, ist kaum übertrieben.

„In der Frühphase unserer Planungen gingen wir davon aus, ein 3.000 Personen fassendes Venue zu kreieren“, erklärt Venue Director Janne Auvinen. „Doch schnell wurde uns klar, dass wir in einer Stadt wie Turku mit nur knapp 180.000 Einwohnern Schwierigkeiten mit der Auslastung bekommen würden. Was wir also brauchten war ein Saal, der äußerst flexibel ist – was gleichermaßen Größe und Akustik betrifft.“

Schiffsbautechnik auf die Event-Industrie übertragen

In zahlreichen Workshops brüteten die Verantwortlichen über die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten – und wurden fündig in den Werften des nahe gelegenen Hafens. Die Technik, Schiffsteile mittels Luftkissen anzuheben zu bewegen, ist im Schiffsbau weit verbreitet. In der Veranstaltungstechnik kam sie in Turku erstmalig zum Einsatz.

„Wir fragten bei einer darauf spezialisierten Firma an, ob es möglich sei, diese Technik auf den Einsatz in einer Event-Location zu übertragen und überraschenderweise fiel die Reaktion ganz entspannt aus. Natürlich sei das möglich und sicherlich auch keine Riesensache“, erinnert sich Auvinen.

Gesagt, getan. Heute pumpt ein gewaltiger Kompressor einige Luftkissen binnen sieben Minuten auf und hebt so die Rückwand des Venues ein wenig an, so dass sie sich verschieben lässt. Binnen 20 Minuten lässt sich der Saal mit Hilfe von nur drei Technikern von Version S (1.100 Personen sitzend/ stehend) auf Version L (3.200 Personen stehend/ 2.300 sitzend) umwandeln. Nach insgesamt anderthalb Stunden ist das Venue vollständig startklar!

Jährlich finden ca. 190 Veranstaltungen im Logomo-Hauptsaal statt. In 80% der Fälle muss die Saalgröße verändert werden – der Kompressor ist also regelmäßig im Einsatz. Bei der überwiegenden Mehrheit der Veranstaltungen handelt es sich um Konzerte – überwiegend leichte Unterhaltung und Rock’n’Roll. Des Weiteren finden regelmäßig Live-TV-Produktionen statt. So wird beispielsweise „The Voice Finland“ hier aufgezeichnet. Bei keiner anderen The-Voice-Produktion weltweit sind mehr Zuschauer live dabei. Ergänzt wird das Event-Programm durch Konferenzen, Workshops sowie kleinere Musik- und Theaterproduktionen.

„Es arbeiten insgesamt nur sieben Personen für Logomo. Sieben. Als wir uns für die Umsetzung einer variablen Lösung entschieden, war klar, dass es eine wirklich einfache Lösung würde sein müssen. So einfach, dass wir im Zweifel jeden Tag die Größe des Raumes ändern können. Allein im Dezember 2015 hatten wir die Technik 19 Mal im Einsatz. Es ist keine ausgefallene Spielerei, es ist Routine!“, betont Auvinen.

VL03 Jährlich finden ca. 190 Veranstaltungen im Logomo-Hauptsaal statt. In 80% der Fälle muss die Saalgröße verändert werden. © Logomo

Flexible Akustik dank Meyer Sound Constellation

Die gewünschte Flexibilität betrifft natürlich nicht nur die Raumgröße; auch akustisch möchte der Saal jeder denkbaren Darbietung optimale Bedingungen schaffen. „In Finnland werden neu geplante Veranstaltungsorte normalerweise auf akustische Musik ausgerichtet. Alle sind bemüht, das bestmögliche Klangerlebnis für akustische Darbietungen zu kreieren. Niemand achtet darauf, dass klassische Musik nur circa fünf Prozent aller Konzerte ausmacht“, wundert sich Auvinen.

„Wir sind den konträren Weg gegangen und haben zunächst einen ausgesprochen schalltoten Raum geschaffen, dessen Akustik wir anschließend nach Belieben virtuell verändern können.“ Hierfür kommt ein Constellation-System von Meyer Sound zum Einsatz. Logomo verfügt damit aktuell über die bisher einzige Constellation-Installation in Skandinavien, wobei eine zweite gegenwärtig in Dänemark entsteht.

Die schlanke Verwaltungsstruktur setzt sich auch in den technischen Bereichen fort: Logomo besitzt kaum eigenes Equipment. Gerade einmal 32 Lampen umfasst der Lichtpool des Venues; gerade genug, um Konferenzen und sehr kleine Produktionen zu realisieren. Mehr Material wäre mit der geringen Zahl an Mitarbeitern auch nicht zu verwalten.

„Was auch immer an Licht und sonstiger Bühnenausstattung gefragt ist, beziehen wir in der Regel von der Bright Group, die eine Niederlassung auf dem Logomo-Gelände unterhält. Wir besitzen nichts außer einer kleinen MIDAS-Konsole und der PA – und die auch nur um des Constellation Systems willen“, so Auvinen.

Hauptbeschallung aus 2 x 12 Meyer Sound MICA

Die Hauptbeschallung besteht aus zwei Mal zwölf Meyer Sound MICA-Systemen. „Wir haben die Arrays von anfänglich acht MICAs auf zwölf erweitert, weil wir auf diese Weise die für alle Saalgrößen perfekte Abstrahlung erreichen“, erläutert Auvinen. „Zuvor mussten wir die PA häufiger abhängen, um die Winkelstellungen zu verändern. Bis auf die Bühnenmonitore kommt alles von Meyer.

Wir wollten keine Diskussionen über die Beschallung mit Bands und Tourproduktionen führen. Meyer Sound ist allgemein akzeptiert und wird im Grunde jedem Anwendungszweck gerecht. Jeder weiß, dass die Qualität stimmt.“

Komplexes Constellation-Setup nach Saal- und Bühnengröße sowie Nachhallzeit

Das Constellation-System im großen Logomo-Saal besteht aus 280 Lautsprechern und 80 Mikrofonen. Das System ist vergleichsweise kompliziert aufgebaut, da es sich aus Constellation-Sicht um neun verschiedene Venues handelt. In der Praxis gestaltet sich der Umgang mit dem System jedoch denkbar einfach: „Es gibt verschiedene Modi mit entsprechenden Presets, je nach gewählter Saalgröße, Bühnengröße und gewünschter Nachhallzeit“, erläutert Auvinen. „Zusätzlich kann die Hauptbeschallung an- oder abgewählt werden. Tatsächlich haben wir Constellation oft ohne Main PA im Einsatz. Und es funktioniert wunderbar! Ich bin sehr zufrieden damit.“

„Man kann Dinge tun, die sonst schlichtweg unmöglich sind“, fährt er fort. „Nehmen wir das Beispiel Konferenz: Für Konferenzen braucht man eine sehr trockene Akustik, also nehmen wir die Nachhallzeit raus und arbeiten mit der bloßen Raumakustik. In der Mittagspause soll aber vielleicht ein Streichquartett spielen. Dann bringen wir die Nachhallzeit ins Spiel und haben perfekte Konzerthaus-Akustik. Eine halbe Stunde später schalten wir mit einem Knopfdruck wieder auf Konferenzbetrieb um.“

Auvinens Arbeit mit Constellation brachte auch kreative Ansätze zu Tage: „Anfangs konnten wir bei ‚The Voice of Finland‘ die PA nicht nutzen, weil sie mit dem Broadcast-Sound interferierte. Wir drehten die PA immer weiter herunter, was am Problem nichts änderte, wohl aber dazu führte, dass die Sprachverständlichkeit extrem abnahm. Letztlich erinnerten wir uns daran, dass wir immerhin 280 Lautsprecher im Raum verteilt haben und ließen einfach die gesamte Sprachwiedergabe über Constellation laufen. Auch das hat sehr gut funktioniert.“

Auvinen hofft, in absehbarer Zeit auch Finnlands zweites Constellation-System erwerben zu können. „Wir planen in einem demnächst freiwerdenden Theater auf dem Gelände eine Probenbühne für Orchester einzurichten. Das wäre großartig und ich hoffe sehr, dass es klappt“