Thomas FischerThomas Fischer ist Geschäftsführer der deutschen Prolyte-Vertriebszentrale in Emsdetten. EventElevator hat ihn zum Thema Bühnensicherheit befragt.
EventElevator: Warum häuft sich diese Art von Unglücken diesen Sommer?
Thomas Fischer: Ich würde nicht von einer Häufung sprechen. Unfälle passieren immer, auch in der Vergangenheit sind immer wieder temporäre Konstruktionen eingestürzt. Schrecklich ist die hohe Anzahl von Toten und Verletzten in diesem Jahr.
EventElevator: Ist der Klimawandel dafür verantwortlich?
Thomas Fischer: Der Klimawandel ist sicher nicht verantwortlich. Verantwortlich sind jene Menschen, die zu spät oder gar nicht entscheiden sicherheitstechnische Maßnahmen zu veranlassen oder zu ergreifen. Dazu kommt die Tatsache, dass diese Verantwortlichen ihrer Verantwortung häufig nicht bewusst sind.
EventElevator: Wer überprüft solche Bauten? Wie unterscheiden sich amerikanische von europäischen Vorschriften?
Thomas Fischer: Die Überprüfung baulicher Anlagen ist in allen Ländern unterschiedlich. Hier in Deutschland haben wir ein sehr hohes Niveau bei der Prüfung und Genehmigung baulicher Anlagen, die fliegende Bauten sind.
Vorschriften für Fliegende Bauten existieren in Europa nur auf nationaler Ebene. Grundlage dieser nationalen Vorschriften waren bisher nationale Normen, sofern vorhanden. Seit 2005 existieren harmonisierte Normen für Fliegende Bauten und Zelte (EN 13814 und EN 13782). Erst seit Januar dieses Jahres haben die deutschen Bundesländer die Möglichkeit diese Normen als technische Baubestimmungen einzuführen. Dieser Prozess ist hochkomplex, eine weitere Erläuterung würde hier deutlich zu weit führen.
Nach meiner Kenntnis sind die Auflagen in den USA und in Kanada wesentlich geringer als bei uns. Es ist ausreichend, wenn ein anerkannter Ingenieur eine statische Berechnung verfasst und diese mit seinem Stempel bzw. Siegel kennzeichnet. Eine Überprüfungspflicht der Bauausführung ist mir nicht bekannt.
EventElevator: Was wird sich durch die Unfälle ändern?
Thomas Fischer: Hier in Deutschland wird sich von Seiten der Regelgebung nichts ändern.
Hoffentlich wird das Bewusstsein für Sicherheit von temporären Konstruktionen der Veranstaltungswirtschaft gesteigert und geschärft.
EventElevator: Was sollte sich ändern?
Thomas Fischer: Die Qualität der Bauausführung von Bühnenkonstruktionen sollte einen höheren Stellenwert erhalten. Der allgegenwärtige Kostendruck darf nicht zur Gefahr für Leib und Leben der Menschen werden. Insbesondere bei kommunalen Volksfesten werden immer wieder haarsträubende Konstruktionen gebastelt.
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