Klassikrecording mit Carsten Kümmel

Tonmeister Carsten Kümmel ist eine der ersten Adressen im Audio-Mixing-Bereich, wenn es um die Realisation aufwendiger Klassikprojekte geht. Entsprechend ereignisreich war für ihn das vergangene Jahr, in dem er Großprojekte wie etwa das Konzert-Highlight am Münchner Königsplatz mit der Star-Violinistin Anne-Sophie Mutter betreute. Carsten Kümmel war für die Live-Mischung des Across The Stars-Open-Airs zuständig, bei dem die Virtuosin zusammen mit dem Londoner Royal Philharmonic Orchester unter der Leitung von Dirigent David Newman Stücke von John Williams performte.

Live-Mixing-Highlights finden sich in der Vita des Live Sound Engineers viele: Unter anderem die offizielle The World of Hans Zimmer-Tour (siehe auch unsere Videoreportage) oder die BBC Planet Earth II-Konzertreihe. Trotz über 20 Jahren hinter dem Mixing Desk bringt der bodenständige Tonmeister und Professor immer noch die gleiche Leidenschaft für jedes seiner musikalischen Projekte mit. Die Musik so realistisch, gefühlvoll und authentisch wie sie komponiert wurde mit den besten technischen Mitteln zum Hörer zu bringen, ist seit jeher sein Credo.

Das Göttinger Symphonie Orchester wurde von Dirigent Nicholas Milton geleitet. Aufgrund von Corona-Bestimmungen wurden die Musiker mit erweiterten Abständen positioniert.

Neue Wege zu Corona-Zeiten

Durch die Beschränkungen des Corona-Virus ist dieses Jahr natürlich alles anders: der Touringbetrieb der großen Produktionen setzt aus und auch der reguläre Spielbetrieb der Konzerthäuser ist immer noch nur eingeschränkt möglich. Auch das renommierte Göttinger Symphonie Orchester (GSO) hat dies betroffen, das allerdings die Pause nutzten, um zur Saison-Eröffnung in der LOKHALLE Göttingen eine aufwendige Videoproduktion unter der kreativen Leitung von Video-Director Tonio Vakalopoulos (mediaVA) zu erstellen. Als einem der ersten Orchester Deutschlands, gelang es damit dem GSO nach den Beschränkungen im Juni wieder in voller Besetzung aufzutreten. Neben einigen kleineren Stücken, spielte das junge Orchester dort Dvořáks Symphonie „Aus der Neuen Welt“ für dieses Video ein. Da Carsten Kümmel bereits einige Male erfolgreich mit dem GSO und dessen Dirigenten Nicholas Milton für Live-Auftritte in der LOKHALLE zusammenarbeitete, war er die erste Wahl als Tonmeister und Recording-Engineer für dieses Herzenzprojekt, um allen Klassikfans und Unterstützern in der Covid-19-Zeit musikalisch etwas zurückzugeben.

Im folgenden EventElevator Video spricht Carsten Kümmel über den Recording- und Mixing-Prozess dieses ambitionierten Projekts sowie die Zusammenarbeit mit den Göttinger Symphonie Orchester unter Einhaltung der Corona-Vorschriften.

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Carsten Kümmels Tools für das Klassik-Recording

Für den Recording-Prozess konnte Kümmel auf eine AVID VENUE | S6L Konsole zurückgreifen, die von AVID – respektive dem S.E.A. Vertrieb – für das Projekt zur Verfügung gestellt wurde. Das S6L Modell ist auch sein stetiger Begleiter bei den „BBC Planet Earth II“-Konzerten. Und die Workflow- und Sound-Vorteile, die ein echtes Pult mit sich bringt, wollte der Tonmeister bei dem zeitlich knapp bemessen Projekt nicht missen: „Ich hätte ausschließlich mit einer DAW arbeiten können, aber eine Konsole macht mich einfach schneller, wenn man bedenkt, dass ich hier auch nur drei, vier Stunden zum Aufbauen der Mikrofone und des Control-Rooms hatte“, erklärt Kümmel zu seiner Arbeitsweise und fügt an: „Und ich mag die Herangehensweise mit echten Fadern – auch für das Handling der Kommunikationswege mit Video-Kollegen, dem Dirigenten oder der Lichtcrew.“

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Der VCA Flip-Mode des AVID-Pults ist ein weiterer großer Vorteil für ihn im Hinblick auf eine übersichtliche VCA-Hierarchie beim Mixing seiner einzelnen Instrumenten-Gruppen. Zusätzlich hat Kümmel mit der Konsole immer alle Recording-Signale perfekt im Blick. Auch die AVID-Vorverstärker überzeugen ihn voll und ganz: „Die wirklich warmen AVID-Pre-Amps eigenen sich hervorragend für diese sensiblen Aufnahmesignale hier – keine Frage“, fügt der Audio Engineer an. Im Video erklärt Kümmel noch weitere Details zu seiner Arbeitsweise an der S6L-Konsole.

Tonmeister Carsten Kümmel im Control-Room an der AVID VENUE | S6L Mixing-Konsole

Als Main-Mics für die Orchesteraufnahme verwendete der Audio Engineer Neumann KM183 in einem klassischem AB-System. Bei den Mikrofon-Positionen der Instrumenten-Gruppen musste Carsten Kümmel die deutlich erweiterten Musiker-Abstände aufgrund der Corona-Bestimmungen berücksichtigen. Bei der Auswahl entschied der Tonmeister sich deswegen für Mikrofone, die auch auf seitlich eintreffende Signale hochwertig ansprechen. Für die Streicher verwendete er ebenfalls Neumann-Modelle und zwar KM185 Kleinmembran-Mikrofone.

Neben den Dynaudio AIR 6 Monitoren verließ sich Carsten Kümmel beim Abhören der Sessions auf seinen Neumann NDH 20 Kopfhörer.

Russisches Bändchen-Mikros via ebay

Für die Holzblasinstrumente wurden von Kümmel dagegen sE Electronics RN17 positioniert, bei den French Horns setzte der Engineer auf das Bändchen-Mikro VR2 Voodoo. Bei den Bläsern gab es eine echte Besonderheit: hier verwendete der Tonmeister ein russisches Bändchen-Mikro, welches er über ebay ausfindig gemacht hat und das trotz seines günstigen Preises hochwertigste Ergebnisse lieferte. Für die Abnahme der Pauke setzte er ebenfalls auf das bereits erwähnte sE Electronics RN17. Für das analytische Abhören der dynamischen Orchestersignale verließ er sich im Control-Room neben seinen eigenen Dynaudio AIR 6 Monitorboxen hauptsächlich den Neumann NDH 20 Kopfhörer. Für Kümmel ein perfektes Werkzeug für kritisches Abhören bei langen Sessions.

klar&deutlich sorgte für das Lichtdesign und Kameralicht: In der LOKHALLE wurden dabei natürlich die charakteristischen Stahlträger und Kräne gehighlightet.

Technischer Support durch klar&deutlich

Für den technischen Support im Audiobereich, beim Kameralicht sowie dem Lichtdesign war in der umgebauten Industriehalle das Team von klar&deutlich aus Bovenden in Göttingen vor Ort: Neben ARRI Stufenlinsen, diversen Flutern und Profilern, wurden für die Illumination der Halle gezielt nahezu lautlose LED-Fixtures ausgewählt. So wurde die sensible Aufnahme-Session nicht gestört. Um die charakteristischen Stahlträger-Konstruktionen, Kräne und Säulen der LOKHALLE eindrucksvoll zu akzentuieren, verwendete das Team dabei unter anderem acht Ayrton NandoBeam S6 mit ihrem nahezu geräuschlosen Flüstermodus. Weiterhin griff die Crew auch auf 28 LITECRAFT WashX.21 sowie acht BeamX.7 zurück, die ebenfalls nicht durch Lüftergeräusche auffielen.