Nordische Ski-Weltmeisterschaften in Oberstdorf

Jakob Gailhofer (Getec eventtechnik)

Getec eventtechnik aus Graz in Österreich hat sich über die Jahre immer mehr auf den Bereich Extrem-Konstruktionen spezialisiert. Wenn Schlagerstar Andrea Berg in schwindelerregenden Höhen auf einem Layher-Gerüst vor einem überdimensionalen Schmetterling performen möchte oder der Veranstalter jemanden braucht, der quer durch Bad Gastein für die Red Bull Playstreets halsbrecherische Ski-Rampen baut, fühlt sich das Getec-Team in seinem Element. Nach Seefeld 2019 war die Expertise der Grazer nun auch in Oberstdorf zur Nordischen Ski-WM gefragt.

Materialumfang und Herausforderungen

Durch die Corona-bedingte Streichung des Publikums in Oberstdorf wurde Getecs technischer Anforderungenkatalog für die Nordische Ski Weltermeisterschaft drastisch minimiert. Dennoch waren alle anderen beteiligten Technikfirmen vor Ort froh, dass das Sportevent für die vielen Athleten und internationalen Teams mit entsprechender TV-Übertragung durchgeführt wurde. Auf die obligatorische, große Eröffnungsfeier wurde vor Publikum wurde verzichtet. Große Line-Arrays, wie sie noch in Seefeld gefragt waren, wurden im Lager gelassen.

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Für die umfassenden Layher-Konstruktionen benötigte es fünf Sattelschlepper, rund 200 Tonnen Stahl, 100 Tonnen an Beton und noch mal 10 Tonnen an Holzmaterial. Beim klassischen Stahlbau kümmerte sich Getec unter anderem um Container- und Studio-Unterbauten, Konstruktionen für die zweistöckigen Sprecherkabinen, Treppenaufgänge, Kabelbrücken und vieles mehr. Im weitläufigen Loipen-Gelände und im Zielbereich des Oberstdorfer Langlaufstadions positionierte das Team dutzende an individuellen Kamerapodesten. Weiterhin wurden Gerüstkonstruktionen für die insgesamt rund 120 Quadratmeter an LED-Panels mit 3,9 mm Pixelpitch (via Mobil Show Videowalls) für die Stadionleinwände installiert. Insgesamt wurden on-top noch 1 km Traversen benötigt.

TV-Kamerapodest im Langlaufstadion Oberstdorf, dahinter die Kommentatoren-Kabinen

Alle Statikberechnungen wurden jeweils von Getec erstellt, was den Veranstaltern Zeit und Aufwand ersparte. Dies war nötig, denn viele der Konstruktionen waren etwa im Zielbereich auf den Stadion-Hausdächern errichtet. In der Audi Arena wurde auch ein besonders herausforderndes Kamera-Podest (12 x 2 m) direkt am Hang des Schanzenabsprungs gestellt, dass entsprechend sicher ballastiert wurde. Insgesamt kamen über 100 Kamerapodeste für die Übertragungen zum Einsatz. Lichttechnisch setzte Getec auf 80 SGM Q-7 LED-Outdoor Fluter die variabel für Illumination und auch zum Ausleuchten an Interview-Positionen zum Einsatz kamen.

Kamerapodest direkt am Schanzenabsprung in der Audi Arena Oberstdorf

Premiere des mobilen TV-Studios

Die derzeitige Corona-Krise hat natürlich auch Getec betroffen, die wie alle Eventtechnik-Firmen über die vergangen Monate dramatische Gewinneinbußen verzeichnete. Getec-Miteigentümer Jakob Gailhofer und sein Team haben ihren eigenen Weg gefunden, sich mit der Krise zu arrangieren. Neue Geschäftsfelder ergeben sich beispielsweise durch eine eigene Schlosserei im Hause, die Sonderteile fertigt. Zusätzlich hat man eine Fokussierung aufs Kerngeschäft vorgenommen und im Moment Projekte im TV-Sektor forciert. So ist man durchs vergangene Jahr, beziehungsweise über den Winter, gekommen.

Blickfang an der Loipe: Die TV-Studio-Konstruktion aus Holz kann innerhalb von einem Tag aufgebaut und passt mit seinem nachhaltigem Konzept gut zu Wintersport-Ereignissen.

Für Jakob Gailhofer war in den vergangenen Monaten mehr zeitlicher Spielraum vorhanden, kreative Felder anzugehen. Mit der Firma Hasslacher hat man somit ein neuartiges, mobiles Studiokonzept aus der Taufe gehoben, das für den ORF in Oberstdorf Premiere hatte. Das Gebäude ist 50 m² groß und ist als nachhaltige, wiederverwendbare Vollholzkonstruktion ausgelegt. Das Studio wird innerhalb eines Tages modular zusammengesteckt. Vom äußeren wie inneren Erscheinungsbild ist das stylische Holz-Studio ein edler Kontrast zu schlichten Container-Gebäuden, die sonst zum Einsatz kommen. Und auch funktional hat man an vieles gedacht, da das Studio aus dem Blickwinkel von Technikern konzipiert wurde. So verfügt der Holz-Eyecatcher unter anderem über technische Details wie: Wärmedämmung, Fußbodenheizung, Akustik-Konzept, Pre-Rig und geneigte Frontscheiben mit ND 0.6 Filter.

Innenansicht des von Getec Eventtechnik neu konzipierten TV-Studios

„Für uns ist das eine komplette Neudefinition eines mobilen TV-Studios. In einem normalen Jahr hätte ich nie die Zeit gefunden, um mit zwei Ingenieuren so ein Projekt durchzuplanen. Das sind genau die Bereiche, in denen man im Moment mal kreativ werden kann “, resümiert Jakob Gailhofer.

Weitere beteiligte Technikfirmen in Oberstdorf waren, u.a.: