GRANER + PARTNER modernisieren die Raumakustik des Musik Campus

Musik Campus der Bundeswehr in Hilden (© Foto: Jörg Hempel)

Im Auftrag des Bau-und Liegenschaftbetriebes NRW haben hks I architekten aus Aachen den neuen Musik Campus für das Ausbildungsmusikkorps der Bundeswehr auf dem Gelände der Waldkaserne in Hilden errichtet. Er besteht aus einem Ausbildungsgebäude mit Orchestersälen, Proberäumen und einem Unterkunftsgebäude. Bis zu 140 angehende Orchestermusiker werden hier zentral ausgebildet. Die Beratung und Planung der Raumakustik, des Schallschutzes und der Bauphysik wurde von den renommierten GRANER + PARTNER Ingenieuren aus Bergisch Gladbach durchgeführt. Ende Juni 2018 wurde der fertige Musik Campus in einem feierlichen Festakt eröffnet.

Raumakustik für den kleinen und großen Probesaal

Mit ihren kerngedämmten Klinkerfassaden fügen sich die Gebäude in ihrem Erscheinungsbild perfekt in die vorhandene Bebauung aus den 30iger Jahren ein. Die Neubauten liegen sich L-förmig gegenüber und schaffen so einen campusartigen Innenbereich. Dort hebt sich der „Probesaal“ durch seine Form und seine metallische Außenhaut deutlich von den anderen Gebäuden ab. Das Projekt beinhaltet neben dem großen Probesaal, einen Kammermusiksaal, ein Tonstudio sowie 68 Übungsräume und 43 Unterrichtsräume. Aufgrund der extrem hohen raum- und bauakustischen Anforderungen liegt der Gebäudeteil „Probesaal“ vom sonstigen Gebäude abgekoppelt. Der darin befindliche kleine und große Probesaal wurde von GRANER + PARTNER jeweils sowohl mit schallstreuenden Diffusoren als auch absorbierenden Materialien nutzungsorientiert ausgestattet.

Dies war die Anforderung des Bau-und Liegenschaftsbetriebes NRW an die Fachplaner, damit die optimalen Bedingungen für den Probe- und Aufführungsbetrieb geschaffen werden konnten. Es galt die Schallübertragung zwischen den Räumen, die teils mit hohen Pegeln unter anderem von Blechbläsern und Schlagzeugern genutzt werden, zu vermeiden. Die Aufgabenstellung umfasst zudem gemäß der energetischen Vorbildfunktion von Bundesbauten hohe, über die EnEV deutlich hinaus gehende Anforderungen an den baulichen Wärmeschutz. Um klimatische Umwelteinflüsse zu reduzieren, wurden diese Räume neben energiesparenden baulichen Maßnahmen zum sommerlichen Wärmeschutz aus Komfortgründen vollklimatisiert ausgestattet.

Kammermusiksaal im Musik Campus der
Bundeswehr in Hilden (© Foto: Jörg Hempel)

„bessere akustische Voraussetzungen schaffen“

Dank des in einer Hand liegenden bauphysikalischen sowie bau- und raumakustischen Know-hows und der Erfahrung in dieser anspruchsvollen Projektkategorie konnten sich die Ingenieure von GRANER + PARTNER mit dem wirtschaftlichsten Angebot in der öffentlichen Ausschreibung des Bau- und Liegenschaftsbetriebes NRW durchsetzen. Die akustischen Lösungen wurden durch hks I Architekten unter der Projektleitung von Volker Fleck fachgerecht ausgeschrieben, dazugehörige Leistungen, wie Trockenbau durch die Firma Giese und schallabsorbierende Holzoberflächen und maßgeschneiderte Tischlerarbeiten durch Staudigel, professionell ausgeführt.

Dominik Schenke, Dipl.-Ing. für Raumakustik und Medientechnik bei GRANER + PARTNER  beschreibt den Kundenwunsch des Bau-und Liegenschaftsbetriebes NRW: „Für den großen Probesaal bestand die Anforderung an uns, deutliche bessere akustische Voraussetzungen zu schaffen, als diese im alten Probesaal des Ausbildungsmusikkorps gegeben waren. Dieser war gemessen an der Orchestergröße sehr klein, so dass die Lautstärke von den Musikern meist als unangenehm hoch empfunden wurde. Daher hatte man den Raum mit Schallabsorbern hoch bedämpft, was wiederum das gegenseitige Hören der Musiker verschlechtert und den eigentlich gewünschten Raumklang geschluckt hat. Ziel war daher, im neuen Probesaal eine angenehme Lautstärke einzuhalten, den Raumklang jedoch zu erhalten und das gegenseitige Hören zu unterstützen.“

Großer Probesaal im Musik Campus der
Bundeswehr in Hilden (© Foto: Jörg Hempel)

Der Projektleiter und Prokurist Dipl.-Ing. (FH) Björn Schulz, der neben der Raumakustik auch die thermische Bauphysik und den Schallschutz für das Projekt beraten hat, ergänzt: „Für den benachbarten Kammermusiksaal galt es, durch Realisierung einer etwas längeren Nachhallzeit und energetisch optimierter Schalllenkung eine in erster Linie optimale Umgebung für eine kammermusiksaalähnliche Nutzung zu schaffen. Dies ist uns nach erstem Höreindruck durch ein Vorspiel vor Ort sehr gut gelungen. Und auch mit den bau- und raumakustischen Ergebnissen der zahlreichen musikalischen Übungsräumen, die den Großteil der Nutzfläche ausmachen, sind wir nach Auswertung der Messergebnisse, die gut mit der Planung übereinstimmen, sehr zufrieden“

Im ersten Schritt haben GRANER + PARTNER die Architekten zur Grundrissgestaltung und zur Festlegung der erforderlichen Raumgröße beraten. „Das sind wichtige Voraussetzungen, um anschließend mit der Auslegung der Oberflächen optimale akustische Bedingungen für die jeweilige Nutzung zu erreichen“, erläutert Dominik Schenke. „Die raumakustischen Maßnahmen der Probesäle umfassen Teilflächen an der Decke, welche mit Gipskarton-Lochplatten ausgeführt wurden. An den Wänden kommen mikroperforierte Holzpaneele zum Einsatz. Diese Oberflächen, welche schallschluckend ausgelegt sind, machen ca. 40% der gesamten Raumoberfläche aus. Der Rest der Wand- und Deckenflächen reflektiert den Schall. Durch den Wechsel zwischen schallabsorbierenden und reflektierenden Flächen wird eine gleichmäßige Schallverteilung im Raum erreicht, welche durch den Einsatz von Diffusoren noch optimiert wird. Das gegenseitige Hören der Musiker untereinander wurde durch insgesamt fünfzehn gebogene Deckensegel unterstützt. Durch einen verfahrbaren Vorhang hat der Nutzer eine weitere Möglichkeit, die raumakustischen Verhältnisse wunschgerecht anzupassen.“

Auftritt des Ausbildungsmusikkorps (© Foto: Susanne Diesner)

Tonstudio zwischen den Probesälen

In der Planungsphase waren GRANER + PARTNER gefordert, die geometrischen Besonderheiten des architektonischen Entwurfes für die Akustik funktionsfähig zu machen. „Der große Probesaal und der Kammermusiksaal tragen bedingt durch den Verlauf des Daches zwar zu einer guten klanglichen Durchmischung bei, jedoch mussten akustische Asymmetrien im Bereich der Decke vermieden werden. Ohne ergänzende Maßnahmen wären ansonsten Balanceverschiebungen einzelner Instrumentengruppen nicht auszuschließen gewesen“, so Schulz. „Gezielt positionierte Absorptionsflächen an der Decke sowie die in beiden Sälen geplanten Deckensegel waren hier die Lösung, um sowohl eine optimale Durchmischung als auch eine störungsfreie Schallenergieverteilung zu erzielen.“

„Besondere Anforderungen an Schallschutz und Raumakustik resultierten aus dem zwischen den Probesälen geplanten Tonstudio. Gewachsen aus der ursprünglichen Planung eines einfacheren Aufnahmeraumes, musste der noch vorhandene Platz optimal genutzt und die gegebenen Einschränkungen aufgrund bereits fixierter Wandverläufe berücksichtigt werden. Gleichzeitig sollten die sehr strengen Anforderungen an eine Tonregie umgesetzt werden“, erinnern sich Schenke und Schulz. “Durch eine geschickte Grundrissgestaltung konnte das Studio dennoch optimal in das Gebäude integriert werden. Während der Ausführung standen wir unserem Auftraggeber, dem Bau-und Liegenschaftsbetrieb NRW, den Architekten und ausführenden Firmen weiterhin beratend zur Seite und haben den Baufortschritt durch stichprobenhafte Kontrollen begleitet.“ 

3D Modell des Großen Saals

Im Zuge der ersten Probenutzung wurden von Oberstleutnant Michael Euler, dem Leiter des Ausbildungsmusikkorps der Bundeswehr noch vereinzelte schalltechnische Verbesserungswünsche angemerkt. Denn ähnlich wie beim Stimmen neuer Instrumente, müssen sich die Musiker auf die neuen Raumverhältnisse erst wieder einstellen.

„Wir haben tolle Bedingungen im wunderschönen Ambiente der Waldkaserne hier in Hilden“, freut sich Michael Euler. „Von Barock bis moderner Musik steht bei uns alles auf dem Programm. Wir versuchen unseren jungen Leuten ein breites Spektrum an Musik darzulegen und zusätzlich zum Beherrschen der Instrumente auch das Gehör zu schulen. Der große Probesaal klingt nun richtig lebendig, ohne dass es beim Fortissimo unangenehm laut wird. Die Balance zwischen den Instrumentengruppen ist sehr ausgewogen. Der Kammermusiksaal trägt den Klang sensationell gut, für Solisten und kleine Ensembles ist das eine wahre Wonne.“

Dominik Schenke legt Wert darauf, dass man als Planungsbüro den Kunden, auch nach der Eröffnung und Inbetriebnahme weiter begleitet: „Alle Musiker müssen sich an die neuen Räume und an die Akustik erst gewöhnen. Kleinere Nachjustierungen sind normal und gehören zu einer erfolgreichen Zusammenarbeit dazu. Diesen Prozess, das heißt das Fine-Tuning des Projektes zu begleiten, ist uns sehr wichtig, weil man nur so am Ende gemeinsam mit dem Kunden, wie hier, dem Bau-und Liegenschaftsbetrieb NRW, zu einem optimalen Ergebnis kommt.“