MARTERIA Vollkontakt Tour • ST. ROBO im Interview 

Marteria Vollkontakt Tour 2022 in Stuttgart, das Live-Bild ist direkt in den Content eingebettet.

Das Berliner Studio ST. ROBO ist die Kreativ-Force hinter einigen der spannendsten Showkonzepten Deutschlands. Das Team arbeitet unter anderem mit Künstlern wie: Seeed, Peter Fox, Tretmann oder Michael Patrick Kelly zusammen. Auch HipHop-Artist Marteria begleitet das Team bereits viele Jahre und übersetzt seine Songs und Albumwelten in atemberaubende Touring-Designs. EventElevator hat die Masterminds hinter ST. ROBO getroffen: Nik Evers, Philip Hillers und Markus Eibl geben im Video einen technischen Einblick in das Designkonzept der MARTERIA „Vollkontakt“ Tour, die Ende 2022 stattfand.

„Wir legen starken Wert darauf, dass Content, Licht und die Gesamtinszenierung eine große Harmonie ergibt. Uns ist wichtig, dass alles miteinander spielt“, unterstreicht Lichtdesigner Nik Evers gleich zu Beginn zum Designprozess für die Marteria-Shows. Bei ST. ROBO werden Gewerke nicht individuell betrachtet, sondern sollen im Zusammenspiel ihre größtmögliche Synergie entfachen, sich vom Timing her perfekt ergänzen. Visual Artist Philip Hillers, der bei ST. ROBO unter anderem die Content-Produktion verantwortet, betont zur Studio-Philosophie: „Das ist einer unserer Grundsätze, dass man Licht, Video, Bühne nicht separat denkt.“ Denn, schlussendlich laufen alle System sowieso zusammen, vom Licht über die Mediaserver, bis hin zur technischen Infrastruktur.

Um dies bereits in der Konzeptionsphase perfekt zu simulieren setzt das ST. ROBO Team auf die Software Syncronorm Depence. Die realistische und hochwerte Previsualisierungs-Engine der Software hilft dem Team bei der Abstimmung mit dem Künstler selbst, der offen sehr ist, für neue visuelle Live-Konzepte.

Am FOH bei der Marteria-Tour bei Lichtdesigner Nik Evers

Ab in den Club: Futuristisches Bühnendesign für Marteria

Marteria „nur“ als klassischen HipHop-Artist zu bezeichnen würde seine facettenreichen, musikalischen Strömungen stark einengen. Mit zahlreichen Kollaborationen wie beispielsweise mit dem Artist Casper (siehe auch 1982-Projekt) hat er bereits viele neue Areale – musikalisch und vom Design her – erschloßen. Mit jedem Album kommen beim Rostocker neue Vibes hinzu. Beim Showkonzept floßen diesmal zusätzlich etwas mehr technoidere Elemente, Strobo-Sequenzen und Club-Charakteristiken ein. Die prominenten Blackface-LED-Videowalls prägen stark den Bühnen-Look: Zwei kleinere quadratische Video-Elemente wurden vorne als V positioniert. Dazwischen wurde eine zentrale Lichtlinie geschaffen. Dies wird kombiniert mit einer großen Videowall im Hintergrund. „Wir versuchen, wann immer es geht, ein interessantes Spiel zwischen diesen beiden Tiefebenen herzustellen, erklärt Hillers. „Und es war herausfordernd, dass man den Künstler nicht einfach nur klassisch links-rechts per IMAG zeigt, sondern alles zusammen denkt.“ Das Live-Bild vom Rapper sowie der weiteren Bandmitglieder wurde via Notch stylisch mit Echtzeit-Effekten an den jeweiligen Licht- und Content-Look angepasst. Immer mit klaren Fokus auf die Gesamtinszenierung.

Die GLP JDC1 Hybrid-Strobes sind zentrale Elemente, die als lineare, klare Lichtlinien das Set unterstützen.

Lineare Lichtlooks per JDC1-LED-Fluter

Das Lichtdesign ergänzt grafisch perfekt den Videowall-Aufbau. Nik Evers setzt dabei auf lineare Systeme, die sich zu großen Objekten ergänzen lassen und die eine Komposition mit den LED-Flächen eingehen. Beam-Fixtures kommen dabei überhaupt nicht vor, sondern ausschließlich LED-Fluter wie GLP JDC1. Die Hybrid-Strobes bilden mehrere Lichtlinien und befinden sich zwischen den beiden kleinen Videowalls, als Trennung unter der großen Videowall und im Dach wieder. Ergänzend kommen noch ELATION Paladin Panel (Seitengassen, Unterlicht Front-LED-Panel), SGM P-10 (Glow-Effekte) sowie kleinere SGM P-2 (Konturlicht für Musiker) hinzu. Alles Systeme, die mit Geschwindigkeit, Punch und Dynamik, mit der massiven Performances von Marteria mithalten können.

Für intensive Songs wie „Bengalischer Tiger“ waren natürlich mit Feuer und Haze die Stilmittel für eine effektvolle Performance

Die Pixel-Ansteuerung der JDC1 gaben Evers und der Crew weitere kreative Möglichkeiten, sich nicht nur durch Intensitäten und Farbverläufe anzupassen, sondern auch in der Ästhetik. Um die Sänger*innen im besten Kameralicht zu zeigen waren hinter dem FOH noch vier ROBE RoboSpot Systeme gestellt, mit denen die Operator auf die ROBE FORTE zugreifen konnten. Im Video erklärt Nik Evers detailliert die Anordnungen und den Aufbau der Lichtsysteme.

Das Programming und Operating fand komplett auf MA Lighting grandMA3 Konsolen statt.Für die Live-Shows waren drei grandMA3 full-size sowie eine grandMA3 lite mit auf Tour. „Wir haben versucht die Bereiche Licht, Video-Content beziehungsweise IMAG noch näher zusammenzubringen, unterstreicht auch Markus Eibl, Mitgründer von ST. ROBO, und er fügt an: „Wir haben diesmal über die grandMA-Systeme alles steuerbar gemacht, auch die Ebene Bildschnitt, findet dort statt. Das heißt, wir haben mehr Möglichkeiten, den Bildschnitt mit dem Content und dem Licht zu synchronisieren. Wir haben weiterhin ein großes Videorack mit disguise gx 2c Mediaservern, um vor allem den hohen Notch-Anteil liefern zu können.

Ab in den Club: Das Design und der Content sind diesmal teilweise deutlich technoider, als bei den Marteria Touren zuvor. Auf den Videoflächen wurde das Live-Bild auch gerne mal abstrakterer verfremdet.

Technischer Support und Tour-PA für Marteria

Für die LED-Unterkkonstruktion und Spezialdollies arbeitete ST. ROBO mit Sparboom zusammen. Technischer Generalldienstleister der Tour war BBM Clair Berlin, die sich auch für das Audiomaterial verantwortlich zeichneten. Die Crew und FOH Mixer Olsen Involtini setzten dabei auf ein L-Acoustics Arena-System. System Techniker Andreas Vater hängte im Main 12 L-Acoutics K1 mit 4 K2 down. Die Sidehangs bestücke man mit bis zu 16 K2, je nach Größe der Halle. KS28 sorgten in Dreier-Anordungen (Kardioid-Layout) vor der Stage für den Bassschub der Marteria-Songs. Sie wurden im zentralen Bereich so gestellt, dass der Rapper ebenfalls die Möglichkeit hat, auf den Subs zu performen. Als zusätzliche Infills wurden L-Acoustics ARCS II verwendet.

Nach der Arena-Tour Ende vergangenen Jahres startet Marteria nun im Sommer seine Open-Air-Auftritte, die mit zwei großen Gigs im Rostocker Ostseestadion im September enden.

Verwendetes Licht- und Video-Equipment MARTERIA Vollkontakt Tour 2022 (Auszug):

Licht:

  • 91 GLP JDC1
  • 44 ELATION Paladin Panel
  • 10 SGM P-10
  • 8 SGM P-2
  • 4 ROBE Forte FS
  • 3 MA Lighting grandMA3 full-size
  • 1 MA Lighting grandMA3 lite
  • 6 MA Lighting grandMA3 NPU

Netzwerk

  • 6 Luminex GigaCore 26i poe
  • 2 Fiber Spitterbox Set
  • 2 Fiber Kabel 30m QUAD
  • 2 Fiber Kabel 200m MTP12

Haze und Nebel

  • 4 MDG Atmosphere ATMe inkl. AF2 Fan
  • 12 Look Solutions Viper 2.6

Video LED

  • 280 LED Blackface Modul 50 x 100
  • 42 LED Blackface Modul 50 x 100

Video-System

  • 2 Disguise gx 2c Mediaserver
  • 1 BMC Bildmischer