Was macht eigentlich der VPLT?

Helge Leinemann, Vorstandsmitglied des Verbands für Medien- und Veranstaltungstechnik (VPLT).

Der Verband für Medien- und Veranstaltungstechnik (VPLT) scheint in manchen Augen ein Schattendasein zu führen: Die großen Aktionen wie die Etablierung einer geregelten Ausbildung in der Veranstaltungstechnik liegen Jahre zurück, aktuelle Ergebnisse der Verbandsarbeit lassen sich mitunter nur schwer öffentlichkeitswirksam vermitteln. EventElevator hat sich per E-Mail bei Vorstandsmitglied Helge Leinemann nach dem aktuellen Stand der Dinge erkundigt.

Wie beurteilt der VPLT die geplante Neustrukturierung der Prolight + Sound 2016?

Wir freuen uns auf die Prolight + Sound 2016. Nicht umsonst ist sie die Leitmesse der Entertainment-Technologie-Branche. Dass die Aussteller und Besucher im kommenden Jahr mehr Platz bekommen ist natürlich gut. Wir verstehen aber, dass so ein Umzug auch so manche Frage aufwirft. Deswegen stehen wir ja auch im engen Austausch mit den Organisatoren der Messe Frankfurt. Wir werden zum Beispiel in unserem monatlichen Newsletter „VPLT Inside“ eine Seite pro Ausgabe der Prolight + Sound widmen.

Auch begrüssen wir, im kommenden Jahr noch mehr Raum für inhaltlichen Austausch mit unseren Mitgliedern, den Vertretern internationaler Verbände und Unternehmen und Interessierten zu haben.

Und wir planen natürlich auch, das Vortragsprogramm auszuweiten: vor allem mit den Themen Bildung, Recruiting, der Globalisierung unserer Branche,  Standards & Normen sowie der Zukunft der Arbeit.

Bei der AM-Jahreshauptversammlung (AM = angeschlossene Mitglieder) auf der Prolight + Sound 2015 waren 6 von 400 Mitgliedern anwesend: Welches Fazit ziehen sie nach Frankfurt?

Die Prolight + Sound war ein voller Erfolg! Nicht umsonst haben die Zeitungen und Presseagenturen danach getitelt: „Entertainment boomt“. Auch als Verband sind wir sehr zufrieden mit der Messe. Der Austausch mit den Mitgliedern war sehr intensiv und ging häufig über ein oberflächliches Gespräch hinaus. Als Interessensvertretung der Entertainment-Technologie-Branche brauchen wir ja die Impulse der Mitglieder. Und diese entstehen nicht nur in ordentlichen Sitzungen, sondern vor allem in informellen Gesprächen.

Wir vom Vorstand und unsere Bereichsleiter Ralf Stroetmann, Randell Greenlee und Sacha Ritter sind deshalb die ganze Woche über die Messe gegangen und haben auch viele Stände besuchen können. Und dort spürte man den Herzschlag dieser kreativen, leistungsstarken und professionellen Branche.

(Hier die Meldung des VPLT zur AM-Hauptversammlung, Anm. d. Red.)

Wie steht der VPLT zur neu gegründeten Interessengmeinschaft der selbständigen DienstleisterInnen in der Veranstaltungswirtschaft (ISDV)? Welche thematischen Überschneidungen/Unterschiede gibt es? Ist eine Kooperation denkbar?

Vertreter der ISDV haben uns auf Einladung an unserem Stand besucht. Das war ein sehr fruchtbarer und interessanter Austausch, der auch über die Messe hinaus weiter gehen wird. Wir schließen eine Zusammenarbeit bei bestimmten Themen definitiv nicht aus und wünschen ihnen einen guten Start.

Welche neuen Themenschwerpunkte stehen derzeit auf der Agenda?

„Ich liebe diese Arbeit, weil ich in einem der spannendsten Wirtschaftszweige der Welt unterwegs sein darf.“

Die weitere Professionalisierung und die nachhaltige Modernisierung unserer Branche ist auch in Zukunft das Thema überhaupt. Das beinhaltet unter anderem europäische Normungen, die Aus- und Fortbildung in und für die Branche und verschiedenen Formen der Beschäftigung. Aber im Zentrum unserer Arbeit steht klar der Service und die Beratung der Mitglieder. Wir werden in Zukunft verstärkt Handlungsempfehlungen für die Herausforderungen der Branche bereithalten.

Was hat sich bei den alten (z.B. Scheinselbständigkeit, Digitale Dividende) im letzten Jahr getan?

Wir haben unter anderem jetzt schon Handlungsempfehlungen zu AÜ und Güterverkehr entworfen, das Thema Personal intensiv aufbereitet und auch bei den Funkfrequenzen einen politischen Erfolg erkämpft. Dass es Entschädigungen für angemeldete Geräte gibt, ist auch maßgeblich durch den VPLT und den unterstützten APWPT erwirkt worden. Auch beim Mindestlohn haben wir erreicht, dass unsere Mitglieder diesen nicht mehr nur als Risiko sehen, sondern als das was er ist: eine soziale Errungenschaft.

Ein Verband ist ein Kommunikationsmonster: Mitglieder in allen Teilen des Landes und unzählige relevante Themenkomplexe. Hinzu kommt die Schwierigkeit, die eigene Arbeit öffentlichkeitswirksam zu präsentieren. Wie hat sich die Lage seit dem Boom der sozialen Netzwerke verändert?

Der Austausch ist demokratischer geworden, das begrüßen wir. Aber natürlich hat sich auch der Hang zu schneller, implusiver und manchmal kurzsichtiger Kommunikation verstärkt. Das spürt man ja selbst im Privaten mit dem schieren Informationsüberfluss. Was manche auch vergessen: Eine Nachricht oder ein Kommentar ist schnell aus einer Laune jeraus geschrieben und kann vielleicht für kurze Zeit Enttäuschung oder Wut mildert. Diese Texte stehen dann aber für immer im Netz.

Oft fehlt dann der Blick fürs große Ganze. Denn vielen geht dabei der Stolz auf unsere Branche verloren. Und das halte ich für falsch. Ich liebe diese Arbeit, weil ich in einem der spannendsten Wirtschaftszweige der Welt unterwegs sein darf.