Warum Meyer Sound AVB schätzt

John McMahonJohn McMahonIn den vergangenen Jahren wurden ein Dutzend oder mehr inzwischen veraltete oder proprietäre digitale Netzwerk-Protokolle eingeführt. Dies hat zu einem – milde ausgedrückt – ziemlich zersplitterten Markt geführt. Und damit ist es auch sehr kompliziert, vernetzte Systeme aufzusetzen. Ohne einen weit verbreiteten Standard wird die Implementierung von Systemen mit Geräten mehrerer Hersteller zwangsläufig zu einem lustigen Ratespiel. Unmengen an Kabeln, lange Fehlersuche und problematische Workarounds sind alltäglich, insbesondere in Pro-AV-Projekten und bei High-End-Anwendungen für Endkunden. Um diesem „Netzwerk-Eiertanz“ ein Ende zu setzen hat sich die Industrie für ein neues und nachhaltigeres System eingesetzt.

In Zusammenarbeit mit dem Institute of Electrical and Electronics Engineers (IEEE) arbeiten AVnu-Alliance-Mitglieder wie Marvell, Intel, Harman, Meyer Sound, Barco oder General Motors an einem Wandel durch AVB (Audio/Video-Bridging): Ein Paket offener Standards, die die Anforderungen des Marktes von KFZ-, Consumer und Pro AV-Anwendungen anspricht und Zertifizierungs-Programm der AVnu Alliance beinhaltet, das die Interoperabilität von AVnu-zertifizierten AVB Geräte garantiert.

Die AVnu Alliance steht kurz vor der Prüfung und Zertifizierung der ersten Welle von Produkten der Mitgliedsunternehmen und mit immer mehr Gesellschaften, die der Alliance jede Woche beitreiten, ist 2012 ein entscheidendes Jahr für diejenigen, die sich mit AV-Vernetzung beschäftigen.

In diesem Interview erklärt John McMahon, Executive Vice President, Digital Products bei Meyer Sound, warum AVB seiner Ansicht nach die Zukunft von Digital-Audio ist, und verrät, warum Meyer Sound der AVnu Alliance beigetreten ist und AVB für seine D-Mitri Digital-Audio-Plattform und die CAL-Column-Array-Lautsprechern verwendet. Das Interview wurde uns von Meyer Sound zur Verfügung gestellt.

AVB ist ein offener Standard. War das der Grund für Meyer Sound, Mitglied der AVnu Alliance zu werden?

John McMahon: Vor der AVB, gab es keinen Netzwerk-Standard, auf den sich die Hersteller einigen konnten – und weil es so viele herstellerspezifische Netzwerkprotokolle gab, wurde die Handlungsfähigkeit der Industrie eingeschränkt und die Hersteller mussten einen hohen personellen Aufwand betreiben, um jedes einzelne Protokoll zu unterstützen. Und weil es sich auch um geschlossene Standards handelte, waren Informationen und Dokumentationen nur eingeschränkt verfügbar. Damit standen die Hersteller häufig mit dem Rücken an der Wand.

Bevor LCS Audio 2006 von Meyer Sound übernomen wurde, waren wir der sechste volle Lizenznehmer von CobraNet, einem proprietären Netzwerkprotokoll für Audio-over-Ethernet. Im Laufe der Zeit stießen wir aber an die Grenzen von CobraNet und begannen, uns nach einer Alternative umzusehen.

„Irgendwann gab es 17 herstellerspezifische AV-Netzwerk-Lösungen, die alle Ihren Schwerpunkt auf die Endpunkte und nicht auf die Bridges legten“

AVBAVB ist ein einheitlicher Standard zur Datenübertragung, mit dessen Hilfe die unterschiedlichsten Komponenten miteinander kommunizieren können. Die bisher existierende Vielzahl an Übertragungsstandards wäre damit überflüssig. Neben dem Einsatz im professionellen Audio- und Videosektor ist AVB vor allem für Home-Entertainment- und Automotive-Anwendungen gedacht.Zu den Mitgliedern zählen unter anderem Harman, intel, cisco, Audinate, AVID, Barco, beyerdynamic, Biamp Systems, Bosch, Focusrite, Gibson, General Motors, Loud Technologies, Meyer Sound, Peavey, Powersoft, Presonus, Riedel Communications, Sennheiser, Shure, TC Group, Texas Instruments, Uman und Yamaha. Haben Sie diese Schwächen anderer Netzwerk-Produkte zu AVB gebracht?

John McMahon: Die Probleme im Audio-Networking-Markt sind nuanciert. Irgendwann gab es 17 herstellerspezifische AV-Netzwerk-Lösungen, die alle Ihren Schwerpunkt auf die Endpunkte und nicht auf die Bridges (also den Netzwerk-Switch) legten. Um  die Audio-Vernetzung zu verbessern, müssen wir über AVB-Switches verfügen, die eine präzise Zeitsynchronisation für Audio-und Video-Streams mit einer garantiert verfügbaren Bandbreite ermöglichen. Sehr attraktiv für uns wurde es dann, als sich herausstellte, dass es sich bei AVB um einen offenen Standard handelt, der contentsensitive Switches und Endpunkte ermöglicht.



Auf einen Punkt gebracht, was ist AVB?

John McMahon: Bei AVB handelt es sich um einen Satz von offenen Netzwerk-Standards, die durch ein IEEE-Komitee als Erweiterung des bewährten Ethernet-Standards entwickelt werden. AVB ist ein überlegenes Verfahren zur Übertragung von Audio-und Videostreams mit hoher Flexibilität, Zuverlässigkeit und geringer Latenz. AVB bringt Vorteile mit sich, die den harten Anforderungen auf der Pro AV-Seite gerecht werden, und diese Verbesserungen auch in die Unterhaltungselektronik tragen wird.



Und welche Rolle spielt dabei die AVnu Alliance?

John 
McMahon: Die AVnu Alliance ist eine Gruppe von mehr als 40 Automobil-, Halbleiter-und AV-Herstellern, die  sich zusammengeschlossen haben, um die AVnu AVB Zertifizierungsstandards und Testanforderungen zu definieren, die gewährleisten sollen, dass jedes einmal zertifizierte und mit mit AVnu Logo versehene AVB Produkt mit jedem anderen im AVB-Netzwerk zusammenarbeitet.

„Von der Alliance profitieren Hersteller und Kunden gleichermaßen, indem ein Standard geschaffen wird, der die Zusammenarbeit dieser Geräte ermöglicht“



Zu den Mitgliedern der AVnu Alliance gehören Mitglieder wie Cisco, Meyer Sound, General Motors oder Broadcom, die ja sehr unterschiedliche Produkte herzustellen.


John McMahon: Autos, Halbleiter, Lautsprecher, Mischpulte und Mikrofone sind nur einige Produkte der in der AVnu Alliance vertretenen Hersteller. Von der Alliance profitieren Hersteller und Kunden gleichermaßen, indem ein Standard geschaffen wird, der die Zusammenarbeit dieser Geräte ermöglicht. Die Audio-Industrie alleine ist einfach zu klein, als dass hier ein einzelnes Unternehmen eine nachhaltige Lösung schaffen kann, die die Zusammenarbeit verschiedener Geräte in einem integrierten System gewährleistet .

Durch mit dem AVnu Alliance und ihre Arbeit mit der Zertifizierungsinstanz UNH-IOL, können die Mitglieder das Versprechen, dass ihre AVnu-zertifizierten Produkte optimal zusammen arbeiten, auch erfüllen.



„Die Schlüsselkriterien waren Marktmacht und Vielfalt“

War die Marktmacht der Unternehmen, die AVB unterstützen, der Grund für die Entscheidung von Meyer Sound, der AVnu Alliance beizutreten?

John 
McMahon: Die Schlüsselkriterien waren Marktmacht und Vielfalt. Das Erstellen eines neuen Standard ist nicht schwer, aber man braucht eine breite Akzeptanz, damit ein Protokoll auch nützlich ist. AVB hat die Unterstützung des IEEE, dem Verein, der unter anderem das Ethernet definiert, sowie den mächtigsten Chiphersteller Intel und Marvel, die zusammen mit AV- und Automobilhersteller für einen einzigen Satz von Netzwerk-Standards eintreten. Die große Mehrheit der Chips in Computern sind bereits heute AVB-fähig. Dies ist ein weiterer Vorteil von AVB über beliebige proprietäre Protokolle.



Systemvergleich mit und ohne AVB (Mouseover zum Vergrößern)Systemvergleich mit und ohne AVB

Wie hat AVB die Produkte von Meyer Sound bereits verändert?


John McMahon: D-Mitri wurde ursprünglich um einen proprietären Closed-Loop-Ring entworfen. Wenn Sie ein D-Mitri-Modul mit dem Gerät eines anderen Herstellers verbinden wollten, würde das System-Design je nach Bedarf auf CobraNet, dann AES und andere Protokolle umschalten müssen. Nun ist das Rückgrat von D-Mitri vollständig durch den AVB-Ansatz ersetzt worden, der uns eine sehr viel flexiblere Architektur mit extrem hochwertiger Audio-over-AVB-Infrastruktur ermöglicht.  Der große Unterschied zeigt sich, wenn Sie den Netzplan eines bisherigen Systems für zum Beispiel das Audio-Design einer komplexen Cirque du Soleil Produktion mit der stark vereinfachten Version auf AVB-Basis vergleichen.

 Schliesslich würden wir uns nicht für AVB interessieren, wenn es nicht die alltäglichen Probleme unserer Kunden lösen würde.



Die AVnu Alliance hat Konkurrenten zu  Technologie-Partnern gemacht.

John McMahon: Und die Zusammenarbeit war fantastisch. Es zeigt die Reife unserer Branche, dass Unternehmen, die sich im Wettbewerb miteinander befinden, in der Lage sind, ihre Differenzen beizulegen, um etwas zu entwickeln, dass unseren Kunden zu Gute kommt, anstatt sich von einander fern zu halten.
Der Wettbewerb wird sich auf die Produkteigenschaften konzentrieren und nicht auf den Netzwerkstandard.

 

Glauben Sie, dass die Kunden von Meyer Sound AVB schon verstehen?


John McMahon: Das Thema wird im Installationsbereich noch schneller als im Live Sound angenommen. Für Systemintegratoren ist es einfach logisch, das Ethernet-basiertes AVB zu verwenden. Wenn Sie Hunderte von Audio-Kanäle über ein einziges Kabel übertragen können, verringert es die Kosten für die Audioinstallationen und erhöht die Flexibilität ungemein.

Live-Sound wird immer anspruchsvoller und überträgt zum Beispiel die  Audiosignale von der Bühne zum Monitorpult, zum FOH und dann noch in den Ü-Wagen. Es kann ganz schön unübersichtlich werden, so etwas mit analoger Verkabelung zu realisieren. Der Live-Sound-Markt wird derzeit von proprietären Nicht-Ethernet-Lösungen dominiert, aber das kann sich auf Grund der stark vereinfachten Verkabelungs-Infrastruktur von AVB auch ändern, so dass auch dieser Markt profitieren wird.

Können Sie ein bisschen mehr über die Pläne zur AVB-Integration bei Meyer Sound verraten?


McMahon: Meyer-Sound-Installationsprodukte wie D-Mitri und CAL werden zu den ersten Produkten gehören, die der AVnu zur AVB-Zertifizierung im ersten Quartal 2013 vorgelegt werden sollen (siehe dazu auch unsere Meldung vom 8. März, Anm. d. Red). Dann werden wir AVB auch in andere Installationsprodukte  wie Niederspannungsnetzteile, Galileo und auch Lautsprecher integrieren.

AVnu Alliance AVB interoperability demo

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