Scorpions „Rock Believer“ World Tour

Es gibt wenige deutsche Rockbands, die weltweit so einen Legendenstatus besitzen, wie die Scorpions. Sie sind seit über 50 Jahren im Business, lieben die Nähe der Fans, lieben das Touring-Life. Und selbst die Corona-Zeit konnte die unermüdliche Band nicht „ausstechen“.

Im Schatten der Pandemie entstand das aktuelle Album, in dem man jede Menge Leidenschaft spürt, mit allen „Rock Believern“ der Erde mit Vollanschlag zu feiern. Eine mehrwöchige Las-Vegas-Residency war der Kick-off für die aktuelle World Tour der Band mit jeder Menge Scorpions-DNA, aber auch mit futuristischen Showdesign-Strömungen und genialem Video-Content. Die Show hat alles, um dem Publikum eine unbeschreibliche Hardrock-Experience zu bieten. Für EventElevator erklären Manfred Nikitser (Production Designer/Lighting Director), Roland Beckerle (Production Manager) sowie Otto Schildknecht (Live Video Director) technische Hintergründe zur aktuellen „Rock Believer“-Tour. Monitor Engineer Marian Kuch verrät weiterhin spannende Details zum Bühnensound direkt am Ohr der Rocklegenden.

Licht- und Showdesign der Scorpions „Rock Believer“ Tour

Nach der Corona-Pause war es der Wunsch der Band, mit dem neuen Album auch dem Show-Design neue Impulse einzuhauchen. Im Team mit Band, Management und Roland Beckerle entwickelte Manfred Nikitser ein brandneues Production- und Lichtdesign für die „Rock Believer“ Tour. Dem österreichischen Designer war es wichtig das Rock-Feeling auf der Bühne zu manifestieren, weswegen er dem Bühnendesign einen charakteristischen Blinder-Look durch einen eindrucksvollen, zentralen Drumriser verpasste. Dieser ist pyramidenförmig mit PROLIGHTS ArenaCob Blindern eingefasst. Umringt wird dieser mit im Halbkreis angeordneten Floorset-Cart-Elementen, die mit ROBE LEDBeam 350 und den neuen GLP JDC Line 500 bestückt sind. Die Sonderkonstruktionen wurden extra in Zusammenarbeit mit schoko pro erstellt und geben mit ihren rostigen Gitter-Verkleidungen bereits ohne Lichteffekte einen mächtigen, architektonischen Stage-Style vor. Drumriser und Set-Carts bündeln die Band-Performance zentral. Das Floorset wird weiterhin noch mit GLP X4 Bar 20 (vor den Carts), JDC1 und ROBE MegaPointe (beides auf der Rampe) geboostet.

Im Dach befinden sich für die Scorpions-Show acht leicht angewinkelte Lighting-Finger, die in Deutschland mit ROBE FORTE, GLP JDC1 und an der Spitze mit ROXX CLUSTER B4 FC bestückt wurden. Die Seitenleitern beinhalteten ROBE MegaPointe und GLP HIGHLANDER Wash. Für Follow-Spot-Aufgaben wurden BMFL WashBeam via FOLLOW-ME System verwendet.

Details zum Production Advancing bei den Scorpions 

Für die Scorpions-Tour gehen jeweils nur Floorset, Setteile, Backline, Pultplätze, Server und wichtige Systemelemente mit auf Tour, was erheblichen Truckspace spart. Line-Arrays und weiteres Licht- und Videoquipment wird jeweils von lokalen Partner in dem jeweiligen Land gestellt. Dieses System erhöht den Planungsaufwand der Tour, wie Roland Beckerle, Production Manager der Scorpions im Video erklärt. So ist es für die Produktion möglich, in einem engen Schedule weltweit Scorpions-Konzerte umzusetzen. Insgesamt gibt es das Grundset mit dem Floorset inklusive Backline weltweit vier mal.

Für die Movinglights, die nicht unterwegs sind, werden dementsprechend Fixture-Typ und die Klasse vorgegeben und Manfred Nikitser passt die Auswahl dann an das Show-File an. Dies ist mit ein Grund, warum sich das Team für FOLLOW-ME entschieden hat. Geräteunabhängig können so die Follows an die jeweils verfügbaren Fixtures angepasst werden. Als lokaler Partner in Deutschland arbeitete man mit der Firma ETC zusammen. In der EventElevator Video-Story geben Niktiser und Beckerle weitere Infos zu den Produktionsabläufen auf Tour.

Umfangreicher Video-Content ist ebenfalls ein zentrales Element der neuen Show-Performance. Die Umsetzung geht weit über gewöhnliche Live-Kamerainhalte via IMAGs hinaus. Über eine zentrale Videowall hinter den Set-Elementen, plus zweit seitliche IMAGs wird während der Show hochwertiger, Timecode-gesteuerter Videocontent ausgespielt. Die jeweils passenden Bildwelten zu den Songs geben der Stage-Performance eine einzigartige Tiefe: Es gibt beispielsweise überdimensionale Skorpione, feurige Motoren oder glitzernden Las-Vegas-Billboards zu sehen. Ziel war es, einen 3D-Look zu erzielen, als hätte man reale Props on Stage, was perfekt gelingt. Lichtdesign und Videocontent sind detailverliebt abgestimmt und ergänzen sich in verschiedenen, perfekt getimten Layern. Teilweise wird auch das Live-Kamerabild zusätzlich integriert, welches dann nicht nur links-rechts auf den seitlichen IMAGs abläuft, sondern auch auf der Main-LED. Im Video erklären Otto Schildknecht (Live Video Director) und Nikitser, wie sie mit einer kompakten Crew Videoplayback und individuellen Live-Kameraschnitt managen.

Zur Steuerung setzt Nikitser auf mehrere MA Systeme vor und hinter der Bühne. Die Show steuert er mit einer grandMA3 full-size mit MA2 Software. Den neuen Bühnenlook und die komplette Per-Visualisierung hat Nikitser im Vorfeld im Studio via Syncronorm Depence² erstellt.

Details zum Monitor-Mix der Scorpions

Soundtechnisch setzt die Tour-Crew beim Mixing auf Yamaha. In Deutschland war die Audio-Crew am FOH von Achim Schulze mit einer Yamaha CL5 und am Monitorplatz Marian Kuch mit einem RIVAGE PM7 Mischpult unterwegs. Letzterer hat seit etwas mehr als drei Jahren die Regler für die Monitor-Aufgaben der Band fest in der Hand. Für die Band gibt es on Stage keine Wedges mehr, sondern ausschließlich Monitor-Mixes via In-Ear. Eine Besonderheit dabei ist, dass Lead-Sänger Klaus Meine keine an den Gehörgang angepassten In-Ear-Hörer nutzt, sondern hochwertige, generische Modelle. So kann er die Reaktionen des Publikums besser spüren und ist nicht komplett vom Geschehen abgekapselt. Die Schwierigkeit für Kuch ist also, auch den jeweiligen Venue-Sound mit in den In-Ear-Mix von Klaus Meine einzubeziehen. Der Rest der Band verwendet JH Audio Roxanne Kopfhörer.

An dem Yamaha PM7 schätzt er unter anderem die SILK Pre-Amps und die flexiblen Routing-Möglichkeiten, die es seiner Meinung zu einem verlässlichen Werkzeug für Monitor-Jobs machen. Neben den internen Yamaha-Effekten verwendet er nur noch vereinzelt WAVES Plug-ins. Im Video erklärt der Monitor Engineer noch spannende Hintergründe über die speziellen Outboard-Effekte für die Vocal-Chain von Klaus Meine. Unter anderem nutzt der Sänger eine custommade Mikrofon-Kapsel in Hypernieren-Charakteristik von Sennheiser. Ansonsten befindet sich im Rack für die Funkübertragung ein bewährtes Setup mit Geräten der Sennheiser 2000er Serie wie etwa EM 2050 für die (In-Ear-Strecken) und die 6000er-Serie läuft gerade zu Testzwecke mit.

Tour-Equipment Licht- und Video (Auszug)

Floorset Carts (entwickelt in Kooperation mit schoko pro)

• 76 ROBE LEDBeam 350
• 54 GLP JDC Line 500

Floorset Fixtures

• 16 GLP X4 Bar 20
• 18 ROBE MegaPointe
• 17 GLP JDC1
• 04 MDG Atmosphere ATMe 

Drumriser (entwickelt mit schoko pro)

• 83 PROLIGHTS ArenaCob 4FC

Anforderung für die acht Licht-Finger (in Klammern Tour-Fixtures in Deutschland)

• 64 Spots (ROBE FORTE)
• 56 Strobes (GLP JDC1)
• 16 LED 8-Lite-Blinder (36 ROXX CLUSTER B4 FC)
• 12 Wash Lights (GLP HIGHLANDER Wash)
• 48 Beam Lights (ROBE MegaPointe)
• 24 Remote Spots für Follow-Me (BMFL WashBeam)

Licht & Video Operating (Auszug)

• 2 MA Lighting grandMA3 full-size
• 2 MA Lighting grandMA light
• 5 MA Lighting processing unit M
• 5 MA Lighting 8Port Node
• 10 MA Lighting 2Port Node
• 6 Luminex Switches (Gigacore 14R PoE, 26i PoE)
• 2 motionfiber QSEL
• FOLLOW-ME 3D SIX (4 Targets)
• GreenGo Intercom System
• 2 disguies gx 2c
• CuePilot Software
• Blackmagic ATEM Constellation