GEMA 2013: Interview zur Tarifreform

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Die neue Tarifstruktur der Gema hat in den letzten Tagen für einige Aufruhr gesorgt. EventElevator hat sich darüber mit Gaby Schilcher unterhalten, die bei der Gema für PR und Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist.

Ab 1. Januar 2013 will die Gema ihre Tarifstruktur enorm vereinfachen und statt bisher elf nur noch zwei Tarife verwenden. Anhand der Größe des Veranstaltungsortes und des Eintrittsgeldes wird die Gebühr berechnet, die bei Verwendung von Gemapflichtiger Musik anfällt. Die Gema verspricht sich von diesem Modell mehr Gerechtigkeit, sie will kleinere Veranstaltungen entlasten und größere Events stärker zur Kasse bitten als vorher.

Pro und KontraAuf openPetition finden sich neben der Petition zum Thema noch interessante Argumente für und wider die Tarifreform: Hier klicken Ein Sturm der Entrüstung brach nach Bekanntwerden dieser Pläne los, was beim ersten Anblick der Zahlen nicht weiter verwunderlich ist: Bei kleineren Veranstaltungen mit rund 300 angenommenen Besuchern und drei Euro Eintritt sind nach einer Beispielrechnung der Gema künftig nur noch 90 Euro statt 192,20 Gebühr fällig. Soweit klingt das alles noch gut. Die schockierenden Zahlen kommen erst bei größeren Veranstaltungen: Für eine Gala mit 1.500 Gästen und 60 Euro Eintritt wird die Gema-Gebühr künftig sechsmal so hoch sein wie bisher. Auch auf Betreiber von Diskotheken kommen Preissteigerungen von zum Teil über 600 Prozent zu.

Für zusätzliche schlechte Stimmung sorgen Sonderregelungen: So sind 50 Prozent Aufschlag fällig, wenn die Nutzung von gemapflichtiger Musik länger als fünf Stunden dauert.

Bei Anruf Besucherschwund

Wir haben uns bei PR- und Öffentlichkeitsreferentin Gaby Schilcher erkundigt, was es denn mit den neuen Tarifen auf sich hat. Ihrer Aussage nach besteht aber kein Grund dazu, sich vor kommenden Ungerechtigkeiten zu fürchten. Wenn zukünftig mal eine Veranstaltung nicht so läuft wie geplant, soll es ganz einfach möglich sein, die von der Gema angenommene Besucherzahl nach unten zu korrigieren. Und wenn die Hütte voll war, sollte es die Kasse ja auch sein, oder?

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Kommentar: Gut & gut gemeint

Mit voller Wucht prallen derzeit die Interessen von Musikschaffenden und Musikkonsumenten aufeinander. Die Tarifreform der Gema und vor allem die dahinter steckenden Überlegungen sind grundsätzlich sehr begrüßenswert. Allerdings bleibt abzuwarten, wie sich die neuen Regelungen in der Praxis bewähren. Wenn man zukünftig tatsächlich nach einer schlecht gelaufenen Veranstaltung bei der Gema anrufen kann, um die Besucherzahlen nach unten zu korrigieren, wäre das eine äußerst entspannende Maßnahme, die sicherlich das Verhältnis zwischen dem wirtschaftlichen Verein Gema (der keine Behörde ist, wie oft vermutet wird) und den von ihr liebevoll „Kunden“ genannten Veranstaltern enorm verbessern würde.

Im großen und ganzen jedoch ist diese Reform im besten Fall gut gemeint, schießt aber auf jeden Fall meilenweit am eigentlichen Problem vorbei: Genauso wie die Musiker im Aufsichtsrat ihre große Zeit oft schon lange hinter sich haben, hinkt auch die Gema den Entwicklungen der Digitalisierung und den veränderten Nutzergewohnheiten meilenweit hinterher. Hier wären viel umfassendere Reformen fällig, an deren erfolgreichem Ende auch Erlöse stehen könnten, die die jetzt zu erwartenden Einnahmensteigerungen wohl um einiges übertreffen würden. Aber wer legt sich schon gerne mit Google und Konsorten an?

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