Eurovision Song Contest 2011

Der deutsche Beitrag zum ESC Der deutsche Beitrag zum ESC

Der deutsche Beitrag zum ESCViele am Eurovision Song Contest Beteiligte melden sich in diesen Tagen per facebook zu Wort und ernten Kommentare und gereckte Daumen aus aller Welt. Jetzt werden 220 Tonnen Material aus der Luft geholt und die Arena gehört wieder König Fußball.

Neben all der technischen Gigantomanie darf nicht vergessen werden, dass eine ganze Menge Menschen am Gelingen dieses Events beteiligt waren. Kreative Lösungen mussten auch hinter der Bühne getroffen werden: Eine war es, einen Großteil der Endstufen- und Dimmertechnik in zwei abgesägten Containern kurzum unter die Decke der Arena zu verfrachten, als auf der Erde der Platz knapp wurde. Das Dach fungierte übrigens großartig als Reflektor für die Funkstreckensignale, so dass die gesamte Arena mit zwei Antennen abgedeckt werden konnte.

Es soll ja Länder geben, die absichtlich schlechte Künstler schicken, damit sie nicht im Falle eines Sieges die kostenintensive Ehre ereilt, im nächsten Jahr den ESC ausrichten zu müssen. Um den Staatshaushalt muss man sich in Aserbaidschan keine Sorgen machen, das Land ist reich an Bodenschätzen. Aber man darf gespannt sein, was das Land zwischen Kaukasus und Kaspischem Meer sich im nächsten Jahr einfallen lässt. Die Messlatte liegt hoch, aber mit einem bloßen höher-schneller-weiter wird es nicht getan sein. Denn die Materialschlacht soll nicht den Blick auf die Tatsache verstellen, dass ein sehr großes Team sehr gut zusammengearbeitet hat und der ESC 2011 dadurch eine ganz eigene Qualität hatte. Im Folgenden finden Sie eine Auswahl an beteiligten Firmen, es waren natürlich unzählige weitere.

Temporärer Palast für König Fußball

Für den Fußball-Zweitligisten Fortuna Düsseldorf  wurde in acht Wochen ein temporäres Ausweichstadion errichtet. Die Firma Nüssli brauchte acht Wochen dafür und wird den Palast für König Fußball direkt nach dem Ende des ESC auch wieder abbauen. Karin Ruhland, Head of Marketing & Communications bei NÜSSLI: „Das temporäre Stadion ist in einer Bauzeit von acht Wochen direkt neben der Düsseldorf Arena errichtet worden. Hier wurden die letzten drei Heimspiele der Saison ausgetragen, da sich die Heimstätte des Fußballclubs bereits sechs Wochen vor dem ESC im Umbau für das Riesen-Spektakel befand.“ Die rund 20.000 Zuschauerplätze des temporären Stadions sind aufgeteilt in etwa 12.500 Sitzplätze und 7.500 Stehplätze. Die Funktionsräume für die Mannschaften wurden in voll ausgestatteten Containern hinter der Haupttribüne eingerichtet. Für den Bau der Tribünenanlagen hat NÜSSLI ein rund 40 Mann starkes Team beschäftigt.

700 Quadratmeter Bühnenwerk

2M liefert das Bühnenelement ERGO|trend2M liefert das Bühnenelement ERGO|trendAnschließend wurde der Rasen abgedeckt und die Bühne errichtet. Die Bühne für den Eurovision Song Contest 2011 kam aus Ratingen: 2M liefert das Bühnenelement ERGO|trend. Die Pläne von MCI wurden in Zusammenarbeit mit NÜSSLI ausgearbeitet. Rund 700 Quadratmeter groß ist das Bühnenwerk mit dem Laufsteg – dem „Walkway to Satellite“ – gen Stadionmitte. Dirk Mettler, Geschäftsführer 2M: „Wir haben sicher schon schwierigere Aufträge gehabt, wie die 200-Meter-Laufbahn in der 02-Arena in Prag, aber vom persönlichen Empfinden her ist der ESC natürlich eine ganz große Nummer“. Die Unterkonstruktion, die Hinterbühne, der Catwalk und der Satellite mussten exakt gefertigt werden um das Andocken an NÜSSLIs Centerbühne und die Dekobauten von MCI zu ermöglichen. Neben der Bühne hat 2M auch Bauten für den Pressekonferenz-Raum und das ARD-Live-Studio geliefert.

Rigging für 220 Tonnen Material

Für das geflogene Equipment waren Cape Cross (die auch für Licht- und Medientechnik sowie Postproduction zuständig waren) sowie Stage Kinetik zuständig, die sich unter anderem für Material von Movecat aus dem Haus Think Abele entschied. Die Entscheidung für das Kinetik-Equipment von Movecat traf das Rigging-Unternehmen nach einem Screening verschiedener Anbieter. Für den 56. Eurovision Song Contest 2011 in der Düsseldorf-Arena hat Stage Kinetik unter anderem 60 Kettenzüge Movecat VMK-S-500 24-24 nach SIL 3 inklusive Steuerung erworben. Zum Eurovision-Song-Contest-Gesamtumfang zählen insgesamt 92 Züge, weiterhin vier Systemcontroller Expert-T sowie Netzwerkverteiler und -Booster. Benötigt wird das Equipment für die aufwändigen szenischen Verwandlungen im Set. Angelika Dallmann, Leitung Unternehmenskommunikation Think Abele: „Wir freuen uns natürlich, dass das von uns produzierte Movecat Equipment bei diesem Riesen-Ereignis zum Einsatz kommt.“ Weiterhin fanden etwa 1000 Stück ChainMaster RiggingLifts BGV-D8 und BGV-D8plus mit Traglasten von 500-1000kg und Kettenlängen von bis zu 100m Verwendung. Knapp die Hälfte davon wurde vom Hersteller ChainMaster in kürzester Zeit vor dem ESC gefertigt und fristgerecht geliefert.

Riedel Communications

Mit eine der aufwändigsten Aufgaben bei diesem Event war sicherlich die Vernetzung der über 2.000 Beteiligten, die hinter den Kulissen für einen reibungslosen Ablauf sorgten. Riedel Communications aus Wuppertal stellte das Intercom-System zur Verfügung, doch damit nicht genug: Aus den „Communications People“ sind längst „Infrastructure People“ geworden, wie Marketing Manager Andreas Hilmer erläutert. Er äußert sich auch zur Datenpanne im Halbfinale:

Riedel Communications

https://www.youtube.com/watch?v=LqVvZdL78Es?rel=0

Funkstrecken von Sennheiser

Das gesamte Mikrofonierungs- und In-Ear-Equipment stammte von Sennheiser electronic in Kooperation mit Markus Müller von MM Communications. Damit war Sennheiser beim europäischen Mega-Event zum 24. Mal für die Mikrofontechnik verantwortlich. Und nur so lässt sich eigentlich die routinierte Ruhe erklären, mit der das Team von Sennheiser die Künstler betreute. Für jede Gruppe hatte die Crew ganze drei Minuten Zeit, um Mikrofone und In-Ear-Systeme an den Künstlern zu befestigen. Weitere Informationen dazu finden Sie in unserer Bildergalerie.

Die georgischen Teilnehmer werden mikrofoniertDie georgischen Teilnehmer werden mikrofoniertNach der Neuverteilung der Funkfrequenzen ist ein sorgfältig geplantes Frequenzmanagement wichtiger denn je. Sennheiser und MM Communications haben daraufhin, in enger Zusammenarbeit mit dem Norddeutschen Rundfunk, die einzusetzende Technik definiert und einen sicheren Frequenzplan abgestimmt. Mit der „DD-ready“-Technik von Sennheiser ist der Eurovision Song Contest bestens für die Digitale Dividende gerüstet. Für den Eurovision Song Contest wurden etwa 300 Produkte aus dem Sennheiser-Portfolio eingesetzt: 42 Handsender SKM 5200-II mit der Neumann-Kapsel KK 104 S, 60 Taschensender SK 5212-II, 41 Doppelempfänger EM 3732-II, Monitoring mit 22 Doppelsendern SR 2050 IEM und 168 Empfänger EK 2000 IEM.

PA-System mit 350.000 Watt Leistung

Neumann & Müller lieferte sämtliche FOH- und Monitormischpulte (insgesamt 17 Stück) und die gesamte Signalverteilung (Mikrofonsplitt). Die Beschallungsanlage für die Zuschauer in der Arena realisierte der NDR in Zusammenarbeit mit Crystal Sound aus Karlsruhe und d&b audiotechnik.

Das Konzept  des Beschallungssystems entwickelte sich entlang der visuellen Inszenierung von Licht- und Videoelementen, die rings um die Bühnenmitte angeordnet waren. Entsprechend bildeten zwei dicht nebeneinander geflogene Arrays aus jeweils 14 J-SUBs direkt über der Bühne auch das akustische Zentrum der Beschallungsanlage, die trotz ihrer mit über 7,5 m Länge nicht unerheblichen Ausmaße im Dickicht der Lichttraversen optisch kaum auffielen, akustisch aber eine kraftvolle und überaus gleichmäßige Abdeckung der Arena im Tieftonbereich leisteten. In mehreren konzentrischen Ringen um die J-SUBs waren die weiteren Elemente der Beschallungsanlage angeordnet.

Der erste Ring beschallte den Innenraum unmittelbar um die Bühne und  bestand aus 11 Arrays der d&b Q-Serie. Der zweite und dritte Ring deckte den restlichen Innenraum sowie den Unterrang ab. Hierfür waren weitere 8 respektive 6 Arrays d&b J-Serie installiert. Zur Versorgung des Oberrangs wurden weitere13 Arrays der d&b T-Serie geflogen.

Janko Ramuscak von d&b erklärt im Video die Vorgehensweise bei der Konzeption des Beschallungssystems:

d&b audiotechnik

Sendeton mit Aurus-Pulten

Der nationale und internationale Sendeton wurde vor Ort im mobilen Sendezentrum mit vier Tonregien der Salzbrenner Stagetec Mediagroup produziert. Vier AURUS-Konsolen mit je 48 Fadern und voller DSP-Bestückung waren in Düsseldorf im Einsatz, drei davon in den mobilen Tonregien auf dem Arena-Gelände, eine NDR-eigene Konsole im HD-Übertragungswagen des NDR. In diesem Setup übernahm eine Regie die Mischung des Live-Musiksignals. Sie übergab an die zweite Regie, die aus dem Musikmix den Sendeton bzw. den internationalen Soundfeed erstellte. Die beiden anderen, identisch bestückten und konfigurierten Regien dienten als Backup, die im Havariefall nahtlos hätten übernehmen können.

Udo Grap, Toningenieur des NDR, mischte am Samstagabend im HD-Übertragungswagen den Final Mix 2Udo Grap, Toningenieur des NDR, mischte am Samstagabend im HD-Übertragungswagen den Final Mix 2 (Foto: SSMG)Vernetzt war der TV-Compound via NEXUS und kilometerlangen Glasfaserkabeln, wobei jede Tonregie ihr eigenes NEXUS-Netz betrieb, das seine Daten via MADI mit den NEXUS-Systemen der anderen Regien austauschte. „In Düsseldorf ist alles in hervorragender Weise für maximale Sicherheit geplant worden“, ergänzt Scholz zum Thema Ausfallsicherheit. Produziert wurde der Düsseldorfer Programmton übrigens – wie bei Großereignissen inzwischen üblich – simultan in 5.1. und Stereo. Entsprechend hoch war auch die Kapazität der Backup-Pulte für die simultane Verarbeitung beider Signalarten ausgelegt. Weitergegeben wurde das Sendesignal an über 40 angeschlossene Rundfunkanstalten aus ganz Europa.

Lichttechnik von Cape Cross

Cape Cross betreute das größte Technikpaket des 56. ESC. Für den Transport des Hallenlichts, der LED-Technik, des Riggings und der Stromversorgung wurden etwa 90 Vierzigtonner eingesetzt. Weit über 300 Mitarbeiter von Cape Cross waren für den Aufbau und die Installation der imposanten Technik zuständig. Mehr als 2.200 Scheinwerfer-Einheiten werden eingesetzt um über 31.000 Beleuchtungseffekte zu erzeugen . Dazu gehören über 1.100 bewegliche, automatisierte Lichtquellen und 1.000 sonstige Multifunktionsscheinwerfer wie LED-Leuchten, die an Traversen von fast neun Kilometern Länge montiert sind. Die LED-Wand ist 60 Meter breit und 18 Meter hoch und hat mit umliegender Scheinwerfertechnik eine Fläche von über 1.300 Quadratmetern.

Matrizensteuerung per Pandoras Box

Der coolux Widget Designer 3.0 PRO wurde bei dem diesjährigen Eurovision Song Contest für die Steuerung der drei DVI-Matrizen (32×32, 16×16, 8×8) eingesetzt. Im Falle einer potentiellen Störung hätte der Widget Designer problemlos zum Umschalten auf Backup-MA-VPU-Systeme von MA Lighting genutzt werden können. Zusätzlich dazu, wurden auch der KVM Switch und die Vorschau für den VPU-Supervisor und den 2. Operator über den Widget Designer gesteuert. Medienserver-Spezialist Stephan Flören, Geschäftsführer von Presents e.K. und beim ESC als VPU-Supervisor und Operator tätig, war von der Benutzerfreundlichkeit des Widget Designers begeistert: „Der Widget Designer ist ein sehr vielseitiges Tool, das mir im Bereich Show-Controlling extrem viel kreative Freiheit bietet.“

Bildergalerie

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