Clearwing Productions setzt die Grammy-prämierte Band im Santa Barbara Bowl in Hollywood mit dem L-ISA Hyperreal Sound-System akustisch in Szene.
Im Verlauf des zurückliegenden Jahrzehnts hat der Bon Iver-Frontmann Justin Vernon die weiten Wälder Wisconsins hinter sich gelassen und sich zu einem der innovativsten, wegweisenden Songwriter unserer Zeit entwickelt. Nach ihren Anfängen im Folk-Bereich experimentierte die Band mit zahlreichen musikalischen Elementen und Stilen – von rustikalem Kammer-Pop bis zu bedrohlichen Klangcollagen inklusive Vocoder- und Elektronik-Einsatz.
Mit dieser wilden Mischung – und einem L-ISA Hyperreal Sound-System – im Gepäck konnte das Bon Iver-Konzert im Santa Barbara Bowl nur zu einem unvergesslichen Erlebnis für die 4.500 anwesenden Zuschauer werden. Und so erlebten sie die fünf Musiker erstmals in einer ausschweifenden Panorama-Klanglandschaft.
Der Plan: L-ISA im Santa Barbara Bowl
„Die Studioproduktionen von Bon Iver sind unglaublich und nicht umsonst Grammy-prämiert“, so Scott Sugden von L-Acoustics. „Live ist die Band jedoch noch einmal ein ganz besonderes Erlebnis. Nichts davon ist vorproduziert oder mit Timecode geplant. Alles läuft organisch und dynamisch ab – nicht zuletzt, da die Band ihr Set jedes Mal abändert.“
Sugden wusste also, wie viel Bon Iver aus einer herkömmlichen L/R-PA herausholen kann und lud den FOH-Engineer der Band, Xandy Whitesel, in die L-Acoustics Nordamerika-Niederlassung in Westlake Village ein, um zusammen mit dem L-ISA Labs Engineer Carlos Mosquera das enorme Potenzial von L-ISA für Bon Iver zu erkunden.
„Ich hatte eine Mehrspur-Aufnahme einer Live-Show als Cubase-Session dabei und war unmittelbar beeindruckt, wie einfach sich mein Stereo-Mix auf L-ISA übertragen ließ“, erinnert sich Whitesel. „Nachdem ich jeden Kanal präzise im Raum verteilt hatte brauchte es lediglich minimale EQ- und Pegelkorrekturen. Das Ergebnis war absolut überzeugend. Danach begann der eigentliche Prozess: das Umdenken von Stereo – in der Live-Praxis sogar eher Mono – auf L-ISA und die Frage, wie sich die aktuelle Bon Iver Show am besten auf das erweiterte Setup übertragen lässt.
Gemeinsam wurde die Entscheidung getroffen, ein L-ISA Konzert im Santa Barbara Bowl zu spielen. Ein gutes Omen, denn schließlich diente die legendäre Open-air-Venue in diesem Jahr bereits einmal als Heimat für die L-ISA Show des Chillwave-Duos ODESZA.
Zwischen drei und 20 Musikern auf der Bühne
Um auch das Bon Iver Konzert zu einem einz1igartigen Erlebnis werden zu lassen, setzte Clearwing Productions auf ein geflogenes 7.1 L-ISA Setup auf Basis von drei Center-Hangs aus jeweils acht L-Acoustics K2 und vier darunter platzierten Kara sowie zwei seitlichen 14er-Kara-Hangs. Flankiert wurde das fünfteilige Array-System von zwei äußeren Erweiterungen aus je neun Kara. Für einen möglichst präzise abstrahlenden Tiefbass waren zwölf KS28 in zwei geflogenen Cardioid-Arrays direkt hinter den K2-Center-Hangs angeordnet.
Als Frontfills entlang der Bühnenkante fungierten neun X8 Koaxial-Systeme. Als Unterstützung für die am äußersten Rand sitzenden Zuschauer kamen je zwei ARCS II zum Einsatz. Neben den L-Acoustics LA8 und LA12X Controller-Endstufen für den Antrieb des kompletten Beschallungssystems sorgte ein L-ISA Prozessor am FOH für die räumliche Berechnung der Audiosignale.
Bon Iver sind nicht nur für ihr vielseitiges Repertoire, sondern auch für ein unvorhersehbares Band-Lineup bekannt. Je nach Show können zwischen drei und 20 Musikern auf der Bühne stehen. Im Santa Barbara Bow performte die Band zu fünft, bestehend aus einem Schlagzeuger sowie vier Multiinstrumentalisten an Vocals, Gitarre, Keyboards, Bass, Saxofon, Percussions sowie einem zweiten Drumkit.
„Selbst in dieser, vergleichsweise kleinen Besetzung hatten wir immer noch 85 Eingangskanäle auf dem Pult anliegen. Am meisten Platz belegten dabei die beiden Schlagzeuge und die Vielzahl an elektronischen Instrumenten, die überwiegend in Stereo ausgespielt wurden“, beschreibt Whitesel die Belegung seiner DiGiCo SD7 am FOH, die mit einer SD5 auf der Bühne am Monitorplatz von Donato Paternostro verbunden war. „Aktuell kann L-ISA 96 Eingangssignale bearbeiten, so dass ich alle Kanäle einzeln über die Direct Outs übertragen konnte und lediglich die Effektreturns über Busse zusammenfasste.“
Wie Hören über Kopfhörer – nur eben ohne Kopfhörer
Obwohl die Bandmitglieder keine akustischen Spielereien wollten, zeigten sie sich beeindruckt von der räumlichen Trennung der Elemente Gesang, Musik und Schlagzeug/Perkussion. „Wenn sich zwei Schlagzeuger in einer herkömmlichen Stereo-Konfiguration überwiegend die gleichen L/R-Positionen teilen, kommt es zwangsläufig zu Problemen in der räumlichen Abbildung – insbesondere, wenn beide in ihrem Spiel stark variieren“, erläutert Sugden. „Dank L-ISA konnte Xandy die beiden Schlagzeuge entsprechend ihrer Position auf der Bühne äußerst natürlich im Panorama verteilen. Auf diese Weise konnte man beide Drummer jederzeit eindeutig unterscheiden, was sonst nur sehr selten vorkommt.“
Auch der Produktionsleiter von Bon Iver, James Dean, zeigte sich mehr als beeindruckt: „Wenn man durch den Bowl lief, ließen sich die einzelnen Instrumente präzise lokalisieren. Auf diese Weise konnte man immer erkennen, welcher Schlagzeuger welchen Part spielte. Der Detailgrad der Lokalisierung ist vergleichbar mit dem Hören über Kopfhörer – nur eben ohne Kopfhörer! Zudem war ich überrascht, wie klar und kräftig die Bässe übertragen wurde – trotz der vergleichsweise geringen Anzahl an Subwoofern. Ich muss gestehen: Das hatte ich nicht erwartet.“
Auch Whitesel, der als FOH-Engineer den L-ISA Mix der Show verantwortete, lief am Proben- und Soundcheck-Tag immer wieder mit kritischen Ohren durch die Venue. „Es war fantastisch: Das FOH-Klangbild ließ sich auf nahezu jeden Sitzplatz übertragen. Im Vorfeld der Show hatte ich mir zwei Ziele gesetzt: Die Zuschauer sollten nicht nur von der besonderen Klangqualität profitieren, sondern auch die überragende räumliche Wirkung von L-ISA erleben. Ich muss sagen: Die Technologie hält, was sie verspricht.“
Nichtsdestotrotz hielt die Live-Show auch für Whitesel einige überraschende Momente bereit: „Während des Duett-Parts im Song 45 gibt es eine Stelle mit im Wortsinn sehr einseitiger Instrumentierung und prominentem Saxofon-Einsatz. Trotzdem erschrak ich kurz, als ich feststellte, dass das Klangbild deutlich nach rechts kippte. Nach diesem kurzen Schockmoment machte ich mir klar, dass dies eben L-ISA ist und ein markantes, natürliches Panning nicht im Widerspruch mit einem funktionierenden Mix steht.“
Produktionsleiter James Dean
„ein besonderes Gefühl von Realismus“
„Im Verlauf der Show gab es mehrere Momente, an denen mir Details auffielen, die ich vorher nie wahrgenommen hatte – eine Folge des erweiterten Klangbildes, in dem jedes akustische Element ausreichend Raum hat, um zu wirken. Zudem konnte ich die einzelnen Elemente schnell ausfindig machen und präzise bearbeiten, was insbesondere bei einer komplexen Band wie Bon Iver den Spaßfaktor deutlich erhöht. In den zurückliegenden drei Jahren fällt mir keine vergleichbare Bon Iver-Produktion ein, bei der die Musik der Band so schön, gewaltig und einnehmend zur Geltung kam.“
Für Produktionsleiter James Dean liegt die wahre Qualität von L-ISA in der verbindenden Kraft zwischen den Künstlern auf der Bühne und ihrem Publikum. „Das System erschafft ein besonderes Gefühl von Realismus und versetzt die Zuschauer mitten auf die Bühne. Justin ist aufgefallen, dass bei dieser Show nur ganz wenige Smartphones im Einsatz waren – die Menschen waren komplett im Moment versunken. L-ISA erzeugt eine beeindruckende Intimität.“
Eine Einschätzung, die auch der Konzertkritiker vom The Santa Barbara Independent teilte: „Früher hatte ich im Santa Barbara Bowl regelmäßig das Gefühl, von der Musik abgeschnitten zu sein. Hier stand ich, dort drüben war die Band. Die Bon Iver-Show hat dieses ungute Gefühl komplett über den Haufen geworfen und meine Liebe zum Bowl neu entfacht.“