Studierende organisieren und planen das Unison Festival

Unison Festival Düsseldorf (Foto: © Unison Festival)

Am 24. Mai 2019 fand anlässlich der studentischen Campuseinweihung des neuen Campus Derendorf das Unison Festival an der Hochschule Düsseldorf statt. Lange Zeit befanden sich die Fachbereiche an unterschiedlichen Standorten über das Stadtgebiet verteilt. Im Frühjahr 2016 bezogen die ersten Fachbereiche ihre neuen Gebäude. Mit dem Einzug der Fachbereiche Architektur und Design Ende 2018 war die Vereinigung der HSD am neuen Standort Derendorf abgeschlossen. 

Ein Team aus mehr als 70 Studierenden aller Fachbereichen mit Unterstützung von Beschäftigten der Hochschule organisierte die Planung und Umsetzung des Festivals. Aufgeteilt in sechs Gewerke wurden so alle Aspekte eines Festivals von den Studierenden eigenständig geplant. Bei (fast durchgehend) strahlendem Sonnenschein und freiem Eintritt kamen ca. 4.000 Gäste auf das Gelände und feierten eine würdige Campuseröffnung. Über den Tag verteilt wurden mehr als 5.000 Gäste gezählt.

Die Produktion

Das Unison Festival wurde als Musikfestival konzipiert. Auf gleich zwei Bühnen wurden abwechselnd insgesamt neun Stunden Musik geboten. Als große Hauptbühne („Masterstage“) kam die Trailer Bühne Smartstage 80 inklusive Sidehouses mit einer Gesamtfläche von ca. 20×8 m zum Einsatz. Die kleinere Bachelorstage mit 6×5 m Bühnenfläche wurde als Traversenkaree direkt auf die Treppenstufen der zugehörigen Rasenfläche gebaut. 

Für die Stromversorgung der Veranstaltung und Produktion wurden insgesamt fünf 125 A und drei 32 A CEE-Anschlüsse genutzt. Diese wurden mit 38 Unterverteilungen und mehreren Kilometern Kabel zu den passenden Stellen auf dem Gelände verteilt. Zusätzlich wurden über fünf Tonnen Kabelbrücken verlegt und über 800 m Absperrungen für das Veranstaltungsgelände errichtet.

Die komplette Geländeplanung wurde als CAD in Vectorworks umgesetzt. Dadurch konnten sehr einfach maßstabsgetreue Pläne und Flächenberechnungen beispielsweise für das Sicherheitskonzept erstellt werden.

Beschallungstechnik

Grundlage der Beschallungstechnik war auf beiden Bühnen ein jeweils redundantes Dante-Netzwerk, das mit Technik von Yamaha realisiert wurde. An der Masterstage kamen zwei CL5 für FOH und Monitor zum Einsatz, an der Bachelorstage ein QL1 am FOH. Die Signalwandlung erfolgte über RIO Stageboxen. Zusätzlich wurde auf jeder Bühne über eine Yamaha R-MIO ein Digitalsplit auf MADI für die Live-Mischung der Videoproduktion bereitgestellt.

Als Beschallungssystem für die Masterstage kam Material von d&b audiotechnik zum Einsatz. Je zehn Elemente der V-Serie bildeten pro Seite das Line-Array, unterstützt von zehn SL-Subs und acht Elementen der T-Serie als Frontfill. Das Monitoring bestand aus acht M4 und einem Y-Sub. Betrieben wurden die Lautsprecher mit insgesamt 13 D80 und einer D20 Endstufe mit einer Gesamtleistung von ca. 35.000 W RMS.

Masterstage des Unison Festivals (Foto: © Clemens Hoerlbacher)

Die Bachelorstage wurde über die Eventmediagroup mit einem KIVA Line-Array mit jeweils vier Elementen und sechs SB18 Subwoofern von L-Acoustics ausgestattet. 

Auf beiden Bühnen konnte somit ein kardioides Basssystem aufgebaut werden. Dies half, die vorgegebenen Grenzwerte der Beschallungssysteme einzuhalten. Zur Überwachung der Immissionswerte für Anwohner- und Publikumsschutz stellte die Firma NTI insgesamt vier XL2 bereit. Unter Betreuung der Professoren konnten die Studierenden so direkt die notwendigen Messprotokolle für die Veranstaltung erstellen.

In Zusammenarbeit mit d&b konnte für die Beschallungsanlage ein Workshop umgesetzt werden. Im Theorieteil wurden Grundlagen wie Arrayprocessing und die Handhabung der passenden Simulationsprogramme vermittelt. Danach wurde das geplante System installiert und damit sowohl der Aufbau und das Rigging des Systems als auch die praktische Umsetzung, Kontrollmessung und Anpassung der Simulation behandelt.

Lichttechnik

Die vollständige Planung der Lichttechnik wurde in Vectorworks realisiert. Mithilfe des Moduls Braceworks wurde eine Lastenplanung erstellt, welche nochmals händisch gegengerechnet wurde. Auch der Export passender Patchpläne, Kabellaufpläne und technischer Zeichnungen für den Aufbau war aufgrund der CAD-Planung problemlos möglich.

Die Lichttechnik der Masterstage wurde komplett durch die Unterstützung von PRG Deutschland umgesetzt. Dabei kamen insgesamt über 100 Fixtures von Claypaky, GLP, SGM, ARRI, Martin by HARMAN, ExpoLite u.v.m. zum Einsatz. Für das Rigging wurden zusätzlich 62 m Traverse, acht 500 kg D8+ und acht 250 kg D8+ Motoren in die Bühne eingebracht. 

Von PRG kam Unterstützung bei der Lichttechnik (Foto: © Jan Roloff)

Die Lichtsteuerung erfolgte, entsprechend der Vorprogrammierung, über ein grandMA2 System mit ca. 1500 Parametern und wurde mit einer grandMA2 light und einem command wing bedient. Zwei Operator steuerten die DMX-Ausgabe via MA-Net & Art-Net über vier NSPs von MA Lighting.

Auch die Bachelorstage wurde mit Technik unterstützt. Steinigke Showtechnic lieferte über 50 Geräte, die rund um die Bühne verbaut wurden und ein abwechslungsreiches Bild boten. Zusätzlich wurde von Lichtlogistik ein SlimPixx System zur Verfügung gestellt. Die Ansteuerung der LED-Streifen erfolgte über die Software MADRIX, die freundlicherweise ebenfalls als Leihgabe genutzt werden konnte.

Videoproduktion

Die Konzerte der beiden Bühnen wurden live über YouTube gestreamt. Ebenso war der Liveschnitt auf einer 5×3 m LED-Wand aus INFINILED ER4plus Modulen neben der Masterstage zu sehen. Die LED-Wand sowie weitere Kameratechnik wurden von der Lang AG zur Verfügung gestellt. Neben einer Sony HXC 100 Link HD Funkkamera kamen auch die Panasonic AW-HE130 und 60, eine Canon 60x Box-Optik und Marshall-Minikameras zum Einsatz. Als Videoregie für die Masterstage diente die mobile Bildregie (MBR) des Instituts für Musik und Medien der Robert Schumann Hochschule Düsseldorf. Der komplett ausgestattete und HD-fähige Produktionswagen beinhaltet fünf Sony HSC300 Kamerazüge, die ebenfalls eingebunden wurden. 

INFINILED ER4plus Module der LANG AG (Foto: © Jan Roloff)

An der Bachelorstage kam eine Flightcase-Regie mit ATEM Television Studio HD zum Einsatz. Die Bilder lieferten Panasonic AJ-PX270 Camcorder mit Hinterkamerabedienung sowie eine Sony FS7 mit Videofunkstrecke. 

Insgesamt wurden für die Videoproduktion 17 Kameras verwendet. Über einen Blackmagic ATEM 2 M/E wurden die Cleanfeeds der beiden Bühnen für den Livestream zusammengefügt und mit Grafikeinblendung versehen, welche über CasparCG zugespielt wurden. 

Die Tonmischung für den Livestream wurden in den beiden Tonregien des neuen Campus erstellt. Diese erhielten die Audiosignale als MADI-Stream über das im Gebäude festinstallierte MediorNet. Die Masterstage wurde in Regie 1 auf einem Yamaha QL5 Pult gemischt, wofür der 64-kanalige MADI-Stream mit einer weiteren R-MIO zurück auf Dante konvertiert wurde. Externe Effekte konnten so über die Dante Virtual Soundcard oder bei Bedarf analog eingebunden werden.

Die Bachelorstage blieb unter 32 Kanälen und wurde mit dem vorhandenen Pro Tools HD System der Regie 2 „in the box“ gemischt. Als Hardware-Controller wurde das vorhandene AVID System S6 genutzt.

Netzwerk und Kommunikation

Die grundlegende Netzwerk- und Kommunikationsinfrastruktur des Festivals baute vollständig auf das Glasfaser-Echtzeit-Netzwerk MediorNet der Firma Riedel Communications auf. Insgesamt wurden sieben Frames für die Produktion genutzt. So konnte das komplette Routing von Audio-, Video- und Netzwerksignalen über MediorNet realisiert werden. Einzig das Dante Netzwerk lief autark über Cat-Kabel. Die Netzwerkinfrastruktur beinhaltete außerdem eine VLAN-Aufteilung für Config-Netz, Intranet, MA-Net, Art-Net und AES67. Mehrere Managed POE+ Switche und Access Points sorgten für die Vernetzung der Geräte und Bereitstellung von WLAN-SSIDs für die vorgesehenen Zwecke.

Motorola DP3400 Handfunkgeräte (Foto: © Jan Roloff)

Riedel unterstützte das Festival sowohl im Bereich des MediorNet, als auch bei der weiteren Kommunikationstechnik. Deren Kernstück bildete ein Artist 32 Mainframe. Über vier RiFaces wurden 50 Motorola DP3400 Handfunkgeräte mit acht Kanälen eingebunden. Für die Gewerkeleiter und weitere wichtige Positionen wie Veranstaltungsleitung kam das Bolero System mit insgesamt 13 Beltpacks zum Einsatz. Diese ermöglichten eine Vollduplex-Kommunikation und Erstellung passender Sprechgruppen wie beispielsweise für das Stagemanagement oder Durchsagen an alle.

Equipment Lichtdesign Masterstage (Auszug):

  • 14x Martin Mac Viper Wash DX
  • 12x GLP Impression GT-1
  • 20x Clay Parky B-Eye K10
  • 8x SGM Sixpack
  • 12x SGM Q7-W
  • 6x SGM P5
  • 9x Four Light Blinder
  • 20x TourLED 42CM
  • 2x Smoke Factory Tour Hazer II
  • 1x MA Lighting GrandMA 2 Light
  • 1x MA Lighting Command Wing
  • 4x NSP MA Lighting
  • 1x Dimmer Rack 24CH Camco
  • 1x 63A Harting Stromverteilung
  • 8x 250kg D8+ Motor
  • 8x 500kg D8+ Motor

Equipment Lichtdesign Bachelorstage (Auszug):

  • 6x Eurolite TMH X25 Zoom
  • 6x Eurolite TMH-X20 Spot
  • 6x Futurelight DMH-160
  • 2x Eurolite ML-600
  • 1x Eurolite ML-300
  • 8x Eurolite LED PAR-64 COB
  • 20x Eurolite THA-40PC Theater Spot
  • 2x Botex Handdimmer mit Lichterkette 10m/30 Birnen
  • 1x MA Lighting Command Wing
  • 1x MA Lighting Fader Wing
  • 1x MA Lighting 2-Port Node
  • 1x Smoke Factory Tour Hazer II
  • 20m Licht Logistik SlimPixx
  • 1x Madrix Plexus und Key Professional

Equipment Tontechnik Masterstage (Auszug):

  • 2x CL5
  • 2x RIO 3224
  • Line-Array: 10 Elemente d&b V-Serie pro Seite
  • 10x SL-Sub
  • Frontfill: 8x T-Serie
  • Monitoring: 8x M4 + Y-Sub
  • Amping: 13x D80, 1x D20

Equipment Tontechnik Bachelorstage (Auszug):

  • 1x QL1
  • 2x RIO 1608
  • Line-Array: 4 Elemente Kiva pro Seite
  • 6x SB18 als CSA
  • Frontfill: d&b Q7
  • Monitoring: d&b
  • Amping: 2x LA8, 3x PS1200

Equipment Videoproduktion (Auszug):

  • 15 qm INFINILED ER4plus mit Novastar und ImagePRO-II
  • Sony HXC 100 Link HD Drahtlossystem mit Easyrig
  • 5x Sony HSC 300 Kamerazüge
  • 3x Sony FS 7
  • Panasonic AW-HE60HE und AW-HE130KE
  • FGV Leichtdolly mit 10 m Schiene
  • 1x CL5
  • 1x Avid System 6
  • 3x R-MIO

Equipment Netzwerk und Kommunikation (Auszug):

  • 2x MediorNet Compact Pro
  • 5x MediorNet Modular
  • Artist 32 Frame
  • 13x Bolero Beltpack
  • 4x Bolero Antenne
  • 50x Motorola DP3400
  • 4x Riface mit 8x Motorola DM3400
  • 7x HP2530 PoE+
  • 4x HP Aruba 220 Series

Text: Anne De Buhr, Clemens Hörlbacher, Kristof Schlößer