Redline vertraut beim Sommernachtskonzert auf L-Acoustics

„Rote Stunde“ beim Sommernachtskonzert 2020. (Foto: © René Langer Photography)

Kultur und die Stadt Wien gehören einfach zusammen – selbst in Zeiten strengster und wichtiger Corona-Beschränkungen. Auf das Sommernachtskonzert der Wiener Philharmoniker wollte man dementsprechend auch im Pandemie-Sommer nicht verzichten und hat das prestigeträchtige Klassik-Großevent vor einem ausgewählten Publikum (nur 1.250 Gäste) aufgeführt.

Das Klassikfestival mitten im UNESCO-Weltkulturerbe

Redline Enterprise hat sich dabei, wie in den Vorjahren, im Bereich Ton für Veranstalter Ganzton um die technische Durchführung gekümmert. Trotz anspruchsvoller Hygiene-Auflagen und -Herausforderungen wurde das Sommernachtskonzert auch 2020 glanzvoll illuminiert und in bester Bild- und Sound-Qualität erfolgreich in über 80 Länder für die Klassikfans live übertragen.

Der Schlosspark in Wien ist ein einmaliges Weltkulturerbe. Innerhalb der weitläufigen Location (700 m lang, 130 m breit) müssen Crews jedes Jahr sorgsam vorgehen. Helmut „Zigo“ Mutschlechner (Ganzton), Veranstalter des Konzerts, weiß wie herausfordernd jedes Jahr die Organisation des Events ist: „Anlieferungen und Aufbau müssen hier behutsam vorgenommen werden. Das Gelände ist riesig. Das Ganze lichtmäßig mit seinen rund 1.000 Lampen zu verkabeln, zu inszenieren und letztlich bildtechnisch zu erfassen ist herausfordernd. Das Event wird weltweit übertragen und somit muss viel Vorlauf eingeplant werden. Für das Konzert wird über eine Zeitspanne von elf Tagen aufgebaut, zusätzlich müssen noch vier Probentage eingeplant werden.“

Das weitläufige Gelände des Schlossparks in Wien. (Foto: © René Langer Photography) 

Beim Stage-Design vor der herrschaftlichen Kulisse wollte man neue Akzente setzen: „Das Bühnendesign wurde heuer nach einem Entwurf von Prof. Hans Kudlich komplett erneuert“, fügt Mutschlechner an. „Der Bühneninnenraum wurde durch 80 ineinander verschobene, beziehungsweise überlappende, Lichtkästen gebildet. Dieses Konzept setzt sich auch an den Bühnenkanten an den Seiten fort. In den Lichtkästen wurden von uns kilometerweise LED-Stripes und RGBs verbaut – natürlich flackerfrei und dimmbar. Die Oberflächen sind mit mehrfach bedrucktem Textil bespannt, so wurden Hintergrundlichteffekte aber auch Auflichtprojektion ermöglicht. Der ganze Bühnenraum kann somit in das Gesamtlichtkonzept farblich integriert werden oder kann bewusst einen Kontrast bilden.“

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Im Schatten von Corona: Von 100.000 auf 1.250 Zuschauer

Dem Orchester war es 2020 ein starkes Anliegen, dass das Konzert vor Publikum stattfindet – ganz egal wie viele Zuseher. Ein reines Fernsehkonzert beziehungsweise Live-Stream wollte man vermeiden. „Es wurden aus diesem Grund alle möglichen Konzepte und Varianten erstellt und vorbereitet, natürlich auch eines ohne Publikum“, erklärt Mutschlechner zur Planungsphase und fügt an: „Man hat sich dann bewusst, obwohl zu diesem Zeitpunkt 5.000 Personen bei einer Freiluftveranstaltung mit Sitzplätzen möglich gewesen wären, auf die Variante mit 1.250 Personen (a.d.R., Stand: August 2020) festgelegt. Auch aus dem Grund der geforderten, freiwilligen Kontaktdatenerhebung.“

Damit war klar, dass man sich für den Besuch des Sommernachtskonzerts, das bisher immer bei freiem Eintritt stattfand und das normalerweise von mehr als 100.000 Personen besucht wurde, registrieren muss. Jeder Besucher hatte einen personalisierten, eindeutig zugewiesenen Sitzplatz. Der Park selbst war in den Abendstunden des Konzerttags für die Öffentlichkeit geschlossen.“

Jerry Appelt, Lichtdesigner & DoP des Sommernachtkonzerts 2020. (Foto: © René Langer Photography) 

TV-Glanz dank Jerry Appelt am Fuße des Schlosses

Zum dritten Mal in Folge war Jerry Appelt als Lichtdesigner und DoP mit dem Projekt betraut. Auch die transparente, gewohnte Rundbogenbühne kam wieder zum Einsatz, kunstvoll umrahmt von der bewährten, üppigen Fassaden- und Effektbeleuchtung des Schlosses Schönbrunn sowie der angrenzenden Parkanlagen.

Gute TV-Bilder war natürlich eine der Hauptaufgaben. Jerry Appelt entschied sich beim Weißlicht für die GLP impression S350 und S350 Wash: „Die S350er sind wirklich eine hervorragende Lösung, wenn es um eine sehr gute Ausleuchtung von Situationen geht. Ihr sehr schönes, kamerataugliches Weißlicht ist einfach oft die richtige Wahl.Wir haben die S350 wie schon 2019 erneut auf die Keylight-Positionen gesetzt, während die S350 Wash im unteren Bühnenbereich die Szene weich aufhellten.“

GLP impression S350 und S350 Wash waren die Arbeitstiere auf den Keylight-Positionen. (Foto: © René Langer Photography)

L-Acoustics-Beschallung und Mikrofonierung

Bereits seit über 10 Jahren betreut Thomas Zöchling das Sommernachtskonzert im Bereich der Publikumsbeschallung. Somit kümmert er sich um Planung, technische Umsetzung, Personalmanagement und auch die Projektleitung der Systemtechniker. Höchste Qualitätsstandards bei Beschallung und Crew waren das Credo. Schon an den Probentagen stand dem Orchester eine voll einsatzbereite PA zur Verfügung.

Avid VENUE | S6L bei den Proben für das Sommernachtskonzert. (Foto: © René Langer Photography)

„Es ergeben sich immer wieder neue technische Herausforderungen wie etwa veränderte Sichtlinien, Dekoration, Lastenänderungen an den Traversentürmen, Distanzen der einzelnen Beschallungsquellen durch örtliche Gegebenheiten, Witterungseinflüsse und vieles mehr. Und auch auf die heurige Situation, mit ihren vorgeschriebenen Corona-Handhabungen mussten wir eingehen“, erklärt Thomas Zöchling zur diesjährigen Produktion. „Seit 2008 kommen bei uns Lautsprechersysteme und Leistungsverstärker von L-Acoustics jeglicher Größenordnung zum Einsatz“, fügt Zöchling an. „Und hier im Spezifischen die Modellreihen: K1, K2, KARA, KILO und KIVA. Die zu beschallende Fläche bei voller Auslastung des Schlossparks mit einem 100.000er-Publikum beträgt 140 mal 325 Meter, wobei die Gloriette Wiese nicht beschallt wird. Bei der heurigen Situation wurde die Beschallung auf Wunsch des Veranstalters angepasst und reduziert.“

Bei der Beschallung wurde auf L-Acoustics K1, K2, KARA, KILO und KIVA gesetzt. (Foto: © René Langer Photography)

Am FOH-Platz wurde dieses Jahr das Mischpult noch mobiler verwendet. Zum Einsatz kam eine Avid VENUE | S6L-32D-144 mit einer VENUE | E6L-144 Engine sowie zwei VENUE 64/32 Stageboxen. „Da die Mischpult-Position während der Generalprobe und des Konzerts eher Abseits liegt, wurde die Konsole mobil installiert, um bei den restlichen Proben an einen optimalen Hörplatz zu gelangen. Wir wollten die Qualität so hoch wie möglich halten.“ Für die Raumsimulation, kam wie die Jahre zuvor ein Lexicon 960L zum Einsatz. Bei der Mikrofonierung des Orchesters wurden ausschließlich Modelle der Marke SCHOEPS eingesetzt: „Dessen Infrastruktur wurde von Bernhard Schmid von Schmidton bereitgestellt, erklärt Zöchling und fügt an: „Bernhard (Schmid) und sein Team kümmerten sich um die annähernd 110 Eingangskanäle seitens der Bühne und verteilten sie dann an das Beschallungsmischpult, das Live-Recording-Pult und an den ORF für die TV-Übertragung.

Signalwirkung für Events zur Corona-Zeit

Veränderte Arbeitsbedingungen und ein gut durchgeführtes Safety-Konzept der Besucher durch den Veranstalter bildeten die Basis für eine sichere Durchführung. Bei der Mitarbeitern und Crew gab es beispielsweise strikte Maskenpflicht, Mindestabstände und weitere Hygiene-Routinen (Hände waschen/desinfizieren). Weiterhin wurden Werkzeuge und Maschinen laufend desinfiziert. Unterschiedliche Catering-und Arbeitszeiten wurden angeboten und es gab kein Durchmischen der Arbeitsgruppen, sondern es arbeiteten immer die selben Personen in einem Team. Das Budget verschob sich stark in Richtung Covid-19-Prävention. Etwas mehr als 10 Prozent des Gesamtbudgets flossen in Corona-Maßnahmen. Die Kosten blieben aber insgesamt auf dem Niveau der Vorjahre.

„Die Bedeutung, dass dieses Konzert stattgefunden hat, lässt sich wahrscheinlich jetzt, mitten in einer Periode rasant ansteigender Infektionszahlen in ganz Europa, vielleicht noch gar nicht richtig abschätzen. Wichtig war und ist aufzuzeigen, dass Veranstaltungen auch mit über 1.000 Personen – vor allem im Freien – bei entsprechender Vorsicht und Vorbereitung kein erhöhtes Risiko einer Infektion darstellen“, betont Helmut Mutschlechner zur Bedeutung dieses Großprojekts.

2020 wurde Open-Air-Event sicher und Corna-konform vor 1.500 registrierten Besucher statt der sonst bis zu 100.000 Gästen durchgeführt. (Foto: © René Langer Photography)


„Grundsätzlich herrschte bei dieser Veranstaltung immer ein lösungsorientiertes, qualitätsorientiertes aber auch sehr herzliches miteinander. Dieser Tatsache konnte auch die heurige Situation nichts anhaben. Im Gegenteil, alle an der Produktion Beteiligten Personen gaben noch mehr acht aufeinander und alle waren sehr bemüht, die Vorgaben der Behörden und des Veranstalters, umzusetzen und das Konzert zu einem guten Abschluss zu bringen“, resümiert Thomas Zöchling die diesjährige Arbeitssituation und Helmut Mutschlechner ergänzt:

„Dass es möglich ist, dass sich Personen gefahrlos treffen und unterhalten können, ob Konzert, Theater, Kabarett, wenn sich alle Beteiligten sich an die ‚Spielregeln‘ beziehungsweise Hygienemaßnahmen halten. Das war allen Beteiligten ein großes Anliegen. Und daher sind auch alle sehr glücklich darüber, dass das Sommernachtskonzert 2020 so gut über die Bühne gegangen ist. Es ist scheint die Mischung aus ‚a bisserl was von allem‘, aus der Musik, dem Orchester, dem Park, dem Schloss, der Inszenierung und auch dem großartigen Publikum zu sein, was den ‚Zauber‘ des Sommernachtskonzerts ausmacht – sicherlich auch wieder am 18. Juni 2021.

Beteiligte Firmen beim Sommernachtskonzert 2020 u.a.: