Arbeiten mit dem AVATUS am Mainzer Staatstheater

Das Staatstheater Mainz nutzte die letztjährige Sommerpause, um seine Tonregie im Großen Haus sowie im Kleinen Haus zu erneuern. Von nun an spielen dort die neuen IP-basierten AVATUS-Konsolen von Stage Tec die Hauptrolle. Andreas Stiller, Leiter der Tonabteilung, sowie Tontechniker Peter Münch sprechen mit EventElevator im Video über ihre ersten Erfahrungen mit den Digitalkonsolen.

Die Verbindung des Mainzer Audioteams zu der Berliner Audio-Manufaktur reicht für die Zeitrechnung im Digitalzeitalter lange zurück: Schon im Jahr 1997 wurde im Kleinen Haus eine der ersten Stage Tec CANTUS-Konsolen (Seriennummer 7!) installiert und später machte auch die Hauptspielstätte am Staatstheater den Schritt zum CANTUS-Mischpult. Rund 22 Jahre werkelten die Pulte ausfallsicher und präzise für unzählige Theater-, Konzert- sowie Musical-Produktionen und die verwendete Netzwerkstruktur ist bis heute upgrade-freundlich.

„Das CANTUS inklusive seinem Glasfaser-basierendem Netzwerk war schon für die damalige Zeit ganz weit vorne“, erwähnt Andreas Stiller, Leiter der Tontechnik, rückblickend begeistert. Bei den Planspielen für die Erneuerung vor ein paar Jahren wurde zwischenzeitlich auch über die AURUS-Modellreihe von Stage Tec nachgedacht. Da sich die Finanzierung für die Sanierung im Audiobereich allerdings hinauszögerte, wurde ebenfalls die AVATUS-Generation zur technologischen Option. Stringenter Touch-Workflow und Mischfeatures, wie die für das Theater wichtige unabhängige Fader-Automation, überzeugten Andreas Stiller dann, sich für die AVATUS-Reihe zu entscheiden.

„Das CANTUS war über die Jahre immer zuverlässig, erwähnt Peter Münch, Tontechniker am Hause und fügt an: „Allerdings sind mit der Zeit auch unsere Anforderungen deutlich gestiegen. Die Verwaltung von Input- und Output-Kanälen hat am CANTUS einfach nicht mehr ausgereicht, um mit unseren aktuellen Produktionen stand zu halten.“

Tontechniker Andreas Münch und das Audioteam bei den Proben zur Theaterproduktion „Ronja Räubertochter“. Bei aufwendigeren Musical-Produktionen wie etwas „The Producers“ verwaltet das Team bis zu 100 Kanäle.

Das Audio-Team des Staatstheater Mainz verwirklicht beispielsweise auch aufwendige Orchester-Abnahmen oder Musical-Produktionen wie The Producers, bei dem bis zu 24 Mikrofonports anliegen, hinzukommen viele Zuspielwege sowie Effektwege. So kommt ein Projekt schnell mal auf bis zu 100 Input-Kanäle. „Beim CANTUS hatten wir in der Vergangenheit nur die Möglichkeit maximal 70 Kanäle zu verwalten“, erklärt Münch.
Auf Grund der eingeschränkten Anzahl der Inputkanäle musste sich das Audio-Team in Mainz in früheren Zeiten im Vorfeld immer Gedanken machen, wie man das Pult konfiguriert und auflegt. Das ist heute längst vergessen: „Alles ist jetzt im Default-Grundlagen-Projekt sofort integriert. Und es hat unsere Arbeitsweise stark vereinfacht und spart Zeit“, erwähnt der Tontechniker zum jetzigen Workflow.

Andreas Stiller, Leiter der Tonabteilung, demonstriert die unabhängige Fader-Automation am Stage Tec AVATUS im Großen Haus.

Die Tonregie im Großen Haus wurde mit einer 48-Fader AVATUS-Konsole mit dem Router NEXUS Star installiert. Da im Kleinen Haus die Produktionen nicht so umfangreich sind, entschied sich das Theatertechnik-Team bei der etwas kleineren Regie für ein platzsparendes AVATUS als 36-Fader-Variante. Als flexible Ergänzung dient eine AVATUS-Remote-Konsole mit 24 Fadern: Sie kann flexibel mal die beiden Regie-Umgebungen erweitern oder direkt an der Bühne im Zuschauerraum verwendet werden.

Die 36-Fader-Variante des Stage Tec AVATUS im Kleinen Haus: Die stringente und moderne Touch-Oberfläche sorgt auch hier für Übersicht

Reboot mit Touch: der neue AVATUS-Workflow

„Die individuell bedienbaren Touchscreens haben unsere Arbeitsweise grundlegend verändert“, hebt Münch hervor und ergänzt: „einfach alles ist übersichtlicher geworden: das Meetering, die EQ-Ansicht, die Dynamik-Einstellungen, das Routing, das Monitoring.“ Auch die stringente Farb-Codierung der Regler gibt dem Team verbesserte Kontrolle in der Regie. Nützliche Features sind für den Tontechniker unter anderem auch, dass man für jede Fader-Kassette die Layer individuell oder global umstellen kann, die Automationsverbesserungen mit unabhängigen Fade-Zeiten, die VCA- und Link-Gruppen oder die neue Control-Room-Funktion.

Das Staatstheater Mainz hat seinen Spielbetrieb nach der Covid-19-bedingten Unterbrechung jetzt mit Einschränkungen wieder aufgenommen

Hinzu kommt, dass durch die erheblich größere DSP-Leistung dem Team nun mehr AUX-Wege, Summen und vieles mehr zur Verfügung stehen. Aber allen voran ist die tägliche Bedienung natürlich immer etwas Besonderes: „Es macht wirklich sehr viel Spaß mit den Touch-Screens zu arbeiten“, resümiert Münch mit einem Lächeln. „Wir haben es hier mit einer sehr modernen Oberfläche zu tun, die wirklich intuitiv bedienbar ist“, ergänzt Andreas Stiller zur Arbeitsweise. „Ein AURUS erschlägt einen schon fast mit seinen Funktionen. Das AVATUS ist da wesentlich aufgeräumter und ist mit seiner guten Übersicht besser geeignet für unsere schnellen Workflows.“

Bereit für die Zukunft

Der gute Draht zu Stage Tec nach Berlin und der vorbildliche Support über 20 Jahre hinweg für die zuvor eingesetzten CANTUS-Pulte war mit ein Grund für die Investition in die AVATUS-Baureihe: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass man diesen Support noch bei vielen anderen Firmen findet. Aus diesem Grund war für mich klar – wir bleiben bei Stage Tec“, betont der Leiter der Tonabteilung. Hinzu kam in Mainz, dass das vorhandene Audionetzwerk NEXUS, mit dem schon mit den CANTUS-Pulten gearbeitet wurde, intelligent erweitert werden konnte. Etwa Dreiviertel der NEXUS-Komponenten, wie etwa AES/EBU-Karten für Input und Outputs, konnten nach einer Werksüberholung weiter eingesetzt werden. Neu hinzu kamen beim Netzwerk zukunftsgerichtete Schnittstellen wie Dante Audio-over-IP- (XDIP) oder MADI-Anbindungen.

Dreiviertel der vorhandenen Netzwerkstruktur konnten in Mainz weiter genutzt werden. Weiterhin sind beim Audionetzwerk NEXUS Erweiterungen für aktuelle Standards wie Dante und MADI hinzugekommen

Andreas Stiller und sein Team freuen sich sehr über auf die Wiederaufnahme des Spielbetriebs. Mit ihren AVATUS-Konsolen sind sie für jede Herausforderung gerüstet. Mehr zum derzeitigen Repertoire des Staatstheater Mainz findet man auf der Webseite des Theaters.