Das Showdesign von Gunther Hecker (CUE Design) und die Technik von satis&fy mit ihren vielen Sonderbauten folgten bei der Arena-Tour von Herbert Grönemeyer einem klaren Plan: Den Künstler ins Zentrum, nicht die technischen Finessen. Grönemeyer sollte das Feld bereitet werden, damit er seine Persönlichkeit voll entfalten kann. Und der Plan ging auf – vom ersten Termin am 5. März in Kiel bis zum Abschlusskonzert am 1. April in Amsterdam.
Als Background der Mainstage dienten sechs großformatige LED-Screens (3 x 2 im Quasi-Halbrund) für Live-Bilder und Video-Content, schwebend davor und darüber: der kinetisch bewegte LED-Propeller, der die Inhalte auch den seitlichen Publikumsrängen zugänglich machte. Die Rumpfbühne mit ihrer „weichen“ um 45° abgerundeten Bühnenkante verfügte über Laufstege, maßgeschneiderte Treppen und Rampen, damit die Musiker und vor allem Grönemeyer sich unbeschwert in alle Richtungen bewegen konnten. Der mittlere Laufsteg reichte bis weit ins Publikum und beherbergte an seinem Ende das Flip-Podium. Hier kam dann und wann das Piano zum Vorschein, das sich ansonsten kopfüber im Verborgenen befand. Auch an dieser Stelle: kein Show-Gag, kein Zauber mit Pauken und Trompeten. Die Technik und das Showdesign sollten, wie gesagt, dem Künstler dienen, ihn in den Fokus rücken und keinesfalls eine Distanz zum Publikum aufbauen.
Tech-Talk // Sonderbauten
Retro-Style Patt-Lights gaben der Bühne eine beinahe heimelige Atmosphäre ebenso wie das HG-Logo mit seiner analogen Anmutung. Für die Patt-Light-Bogenlampen hatte satis&fy eine Flanschbefestigung am LiteDeck entwickelt, die ohne Bodenplatten auskam und die flexible Ausrichtung der Lampen erlaubte. Die Kabellage befand sich im Inneren der eigens für die Tour hergestellten Schwanenhalsrohre. Des Weiteren kamen neue Spotlampen/Beamerlampen auf LED-Basis zum Einsatz – als Alternative zur BMFL-Serie von ROBE oder Martin MAC Viper. Dafür gab es zuvor ein Shoot-Out samt Simulation bei satis&fy in Karben. Maßgabe von Gunther Hecker: hellere und weichere Farbübergange, am besten kein Vorglühen. Die Wahl fiel auf die Khamsin von Ayrton. Anstelle der sonst oft üblichen Spots in den Rängen gab es Groundcontrol-Spots, deren Multitrack-Controller jeweils drei Spots steuern können. Die Spezialverkabelung hierfür (mit einer möglichen Signalübertragung über eine Distanz von bis zu einem Kilometer) stammte ebenfalls von satis&fy wie auch die Sonderbauten für die LED-Screens. So wurde der windenbewegte Propeller-Screen beidseitig mit LEDs belegt und samt Tragfläche komplett in Werne in Zusammenarbeit mit AREA 4 Industries entworfen und angefertigt – wie auch die LED-Wand mit ihrem kleinstmöglichen Spezialtragwerk. Dieses Tragwerk ist modular verwendbar und kann auch für andere Events passgenau skaliert werden. Weitere Sonderbauten und Eigenentwicklungen waren die fünf Treppen samt flexibel ansteckbaren Handläufen für das Litedeck-Bühnensystem, die ebenfalls mit Bütec und Layher kompatibel sind. Für niveauausgleichende Übergänge von den Laufstegen auf die Bühne sorgten eigens konstruierte Rampen.
Ebenfalls neu: das T-Trägersystem mit Lochraster, welches in die TT-Truss integriert werden kann, um Motoren unterzuhängen. Lichtseitig gab es des Weiteren 2×30 Watt Laser (RGBW) mit DMX-Anbindung von Lightline aus Osnabrück zu sehen und ebenso neue P18-Washlights. Das Geschehen wurde eingefangen von drei bemannten, via Server verbundenen Kameras sowie von einer Handkamera – für die Live-Bilder auf den LED-Screens. Für Zeit- und Kostenersparnis beim Auf- und Abbau sorgten Spezialverpackungen: zum einen auf Basis des Dolly-Systems von Cargo Cart und zum anderen in Form der Transportaufhängung des LED-Propellers, die von SchokoPro gemäß der satis&fy-Spezifikationen hergestellt wurden.
Showdesign & zeitökonomischer Aufbau
Die initiale Idee zum Showdesign kam von Herbert Grönemeyer selbst. Das aktuelle Album TUMULT sollte visualisiert werden und zwar luftig-leicht, nahbar, mit freundlichem Pop-Appeal. Keine abgehobene Kunstbotschaft, kein vordergründiges Design, kein Special-Effects-Feuerwerk, welches das Publikum erschlägt. Und so spielten sich Grönemeyer und Gunther Hecker im engen Dialog die Bälle zu bis das Showdesign nach einem Dreivierteljahr fix war. Der Video-Content wurde sukzessive von einem siebenköpfigen Team entwickelt – inklusive Gunther Hecker und drei satis&fy-Menschen, die auch in die künstlerische Ausgestaltung eingebunden waren.
Der Probeaufbau der Bühne fand vor Beginn der Tour im Probestudio von satis&fy in Werne statt. Die rollbare Bühne auf Litedeck-Basis sparte deutlich Zeit beim Aufbau während der Tour. So konnte die Installation der LED-Screens samt LED-Propeller und des Riggings gleichzeitig mit dem Bühnenaufbau inklusive Backline erfolgen. Nachdem die Screens und die Licht-Traversen in den jeweiligen Spielorten auf ihren Einsatz warteten und der Propeller sich gen Hallendecke bewegt hatte, wurde die komplette Bühne kurzerhand darunter geschoben. Um einen Eindruck vom sportlichen Zeitablauf zu bekommen: Bereits um 11 Uhr war die Bühne zu 2/3 in der Hallenmitte aufgebaut und drei der vier LED-Screens hingen an Ort und Stelle. Um 12:45 Uhr stand die Backline und der LED-Propeller rotierte in luftiger Höhe. Um 13:15 Uhr befand sich dann das eine unter dem anderem – planmäßig flott. Der Startschuss zur Show fiel immer pünktlich um 20:10 Uhr und es dauerte nicht lange bis Künstler und Publikum gemeinsam und singend zu den Protagonisten des Abends wurden. Genau so sollte es sein.