Trotz Corona realisierten Studierende des Studiengangs Audiovisuelle Medien an der Hochschule der Medien (HdM) in Stuttgart im Wintersemester 2020/2021 drei verschiedene TV-Sendungen. Neben zwei Showformaten bestehend aus dem „Duell der Magier“ und der hybriden Game-Show „Schön verschätzt“, fand auch die „Virtuelle MediaNight“ der Hochschule statt. Verantwortlich zeichnete sich hierfür die Studio-Produktion TV. Projekte der HdM Stuttgart werden regelmäßig von externen Firmen unterstützt, um den Studierenden die Arbeit mit möglichst aktueller und moderner Technik zu ermöglichen. Im Wintersemester 2020/2021 konnte sich das Team über die Unterstützung von ARRI, Motion Rental, media:system, Grass Valley, ICT, EVS und CuePilot freuen.
Praktisches Studieren in der Pandemie
Auch im Studienbetrieb stellt das Thema „Corona“ Studierende und Hochschulen vor große Herausforderungen. Online-Vorlesungen bilden die Regel. Dennoch ermöglichte die HdM Stuttgart ihren Studierenden unter sehr hohen Hygieneauflagen zumindest praktische Arbeiten in Studios und Laboren. Nach dem nahezu komplett virtuellen Semester im Sommer 2020 war die Freude über die Teilöffnung der Hochschule entsprechend groß. „Wir konnten das gesamte Semester lang auf unsere Hochschulleitung, Professoren und Mitarbeiter zählen. Die Corona-Politik des Rektorats und unserer Studiendekane auf Hochschulebene hat sehr gut funktioniert und wurde dynamisch an entsprechende Entwicklungen angepasst“, berichtet ein Studierender.
Der praktische Lernbetrieb im Studio konnte nahezu durchgehend aufrecht gehalten werden. Einzig von Mitte Dezember 2020 bis Mitte Januar 2021 wurde die Hochschule geschlossen. Dennoch mussten zwei Live-Sendungen komplett abgesagt werden. Der Wegfall der Sendung „Duell der Magier“ konnte glücklicherweise durch die Aufzeichnung der 2. Probe verhindert werden. Geplant waren zudem noch Fachvorträge wie das ROBE NRG Lichtgespräch oder ein hybrider Workshop von Grass Valley zu aktuellen Entwicklungen in der Broadcast-Industrie.
Unterstützung von Hochschulprojekten trotz Corona
Die Veranstaltungs-, Live- und auch Medienbranche stand und steht zum aktuellen Zeitpunkt unter großem Druck und vor enormen Herausforderungen. Das Defacto-Berufsverbot für einen Großteil der Branchen führt unmittelbar zu finanziellen und persönlichen prekären Umständen. Auch einige Studierende der HdM sind direkt betroffen. So werden nicht selten das Studium und der Lebensunterhalt mit freiberuflichen Arbeiten in der Medien- und Veranstaltungsbranche finanziert. Eben hierdurch war und ist dem Team auch die Situation der Branchen und somit potenzieller Sponsoren und Unterstützer bewusst. Umso glücklicher war deshalb das Team, als einige Firmen ihre Unterstützung, trotz der widrigen Umstände, bekundeten.
„Bei Produktionen im studentischen Lehrbetrieb stehen uns leider keine großen Budgets zur Verfügung. Mithilfe der Unterstützung von Unternehmen wird es uns möglich, Projekte in solchem Umfang zu realisieren. Dadurch können Studierende den Umgang mit aktuellen Technologien erlernen und mit diesen experimentieren“, so der studentische technische Leiter Tom Levin Schwenzle. „Über die Unterstützung von ARRI, Motion Rental, media:system, ICT, Grass Valley, EVS und Cuepilot freuen wir uns sehr. Diese Firmen und ihre Ansprechpartner/innen haben mit ihrer Unterstützung und der Bereitstellung von Technik maßgeblich zum Erfolg unserer Produktionen und Lehrveranstaltungen beigetragen. Das gesamte Team sagt Danke.“
Über dieses Mitwirken der Sponsoren waren auch Professorinnen und Professoren froh. „Die über viele Jahre auf Fachmessen, Symposien und bei technischen Präsentationen an unserer Hochschule entstandenen guten und offenen Kontakte zu zahlreichen Unternehmen aus der Broadcast-, Medien- und Eventbranche stellen die Basis für gemeinsame Projekte dar. Im Fokus steht die gemeinsame Überzeugung, junge Leute für die neuesten technischen Trends und Tools zu begeistern. Es sind unsere künftigen Medienmacher, die auf einem sehr heterogenen Arbeitsmarkt dafür jede Unterstützung brauchen. Lob und Dank an die zahlreichen uns dabei unterstützenden Firmen können nicht groß genug ausfallen.“, ergänzt der technische Leiter des Fernsehstudios Matthias Bürgel.
Ein solches Engagement der Firmen sei nicht selbstverständlich, so die Rückmeldungen. Es zeige, dass (Weiter-) Bildung auch unter erschwerten Bedingungen einen hohen Stellenwert einnehme, schließlich sei (außerhalb von Corona) auch in der TV- / Event- und Medienbranche ein zunehmender Fachkräftemangel wahrnehmbar. Die Absolventinnen und Absolventen des Studiengangs Audiovisuelle Medien (AM) verlassen die Hochschule mit einem Bachelor of Engineering und verfügen in der Regel über sehr gute Markteinstiegschancen.
Personenbeleuchtung mit ARRI SkyPanel
Die aktuelle Beleuchtungsinfrastruktur des TV-Studios an der HdM besteht aus einem klassischen Schienensystem mit Pantographen und Drop-Armen. Zum Einsatz kommen hier seit 20 Jahren konventionelle Stufenlinsen-Scheinwerfer in verschiedenen Leistungsklassen. Da dies nicht mehr dem aktuellen Stand der Technik entspricht, können sich die künftigen Studierenden über eine Komplett-Erneuerung des gesamten Lichtsystems freuen, die in absehbarer Zeit erfolgen soll.
Dennoch wollte auch das Team der Studioproduktion TV im Wintersemester 2020/2021 aus verschiedenen Gründen auf aktuelle LED-Scheinwerfer zur Personenbeleuchtung setzen. Die Anforderungen an die Produkte waren ein geringer Stromverbrauch, hoher Lichtoutput, sehr gute Lichtqualität in verschiedenen Weißtönen und Farbigkeiten. Zudem mussten alle Geräte ein Flicker-freies Beleuchten ermöglichen, da auch der Einsatz von Slow-Motion Kameratechnik geplant war. Schließlich konnten sich die Studierenden über die Bereitstellung von 13x ARRI SkyPanel freuen, die all diese Anforderungen erfüllten. 8x ARRI S60-C und 4x ARRI S30-C fungierten als Key-, Fill- und Backlight bei allen Sendungen.
Ein mittig positioniertes ARRI S360-C nahm die Rolle eines Top-Lights ein und ermöglichte für Action-Spiele die zusätzliche Beleuchtung der Spielfläche. Es kam zusätzlich auch in ausgewählten Talk-Situationen als Personenbeleuchtung zum Einsatz. Durch die sehr große Apertur entstand ein ästhetisches und weiches Lichtbild in den Gesichtern.
„Das Einleuchten mit den Skypanel ist ein ganz anderer Ansatz im Vergleich zu unseren Stufenlinsen. Der Workflow aus technischer und gestalterischer Sicht war zwar neu für mich, ich konnte jedoch viel ausprobieren und dabei lernen“, beschreibt Ramona Groß, die bei „Schön Verschätzt“ die Rolle der gestaltenden Licht-Operatorin übernahm.
Mit den LED-Leuchten stellte ARRI auch diverses Zubehör dem Stuttgarter Hochschul-Team zur Verfügung. Honeycombs in der 30° und 60° Ausführung kamen zur Begrenzung des Lichtaustritts bei Bedarf zum Einsatz. 4-Fach Flügeltore ermöglichten ein gerichtetes Abschatten und dediziertes Beleuchten. „Die Skypanel von ARRI sind in erster Linie ein LED-Softlight. Mithilfe verschiedener Accessoires kann der Lichtaustritt jedoch sehr gut kontrolliert werden. So setzten wir die S60-C und S30-C ein, um auf der einen Seite flächig eine Spielfläche zu beleuchten. Auf der anderen Seite war es mit Hilfe der Honeycombs und Barndoors möglich, sehr punktuell und akzentuiert einzelne Personen in Szene zu setzen, ohne viel Spill oder ungewünschte Kontrastverluste beim Einsatz von Haze zu erhalten“, berichtet Tom Levin, der auch für die Lichtdesigns und teilweise das Operating zuständig war.
Motion Rental unterstützt mit ROBE und GLP
Bereits zu Beginn der Planungsphase war für das Team klar, dass aufgrund der vielen verschiedenen Produktionen und den damit verbundenen kurzen Umbau-/Rüstzeiten ein flexibles Studio-Design konzipiert werden muss. Allgemeiner Wunsch war es, auf große Dekorationsbauten zu verzichten und stattdessen verstärkt mit Licht zu gestalten. Aufgrund besonderer Brandschutz-Vorgaben im Hochschulumfeld stand zu Beginn der Planung der Einsatz von Haze nicht fest. So wurden in der Konzeption vornehmlich dekorative Selbstleuchter und Wash-/Beam-Movingheads verplant und angefragt. Von reinen Spot- und Beam-Scheinwerfern wurde bewusst Abstand genommen.
Mit Motion Rental konnte die Gruppe glücklicherweise einen aufgeschlossenen Unterstützer gewinnen, der maßgeblich zum Gelingen der Projekte beigetragen hat. Geschäftsführer Stefan Schernau und sein Team stellten gerne aktuelle LED-Lichttechnik bereit.
So erhielten die Studierenden über den gesamten Zeitraum folgende Produkte aus dem Motion-Rental Portfolio:
Das JDC1 und die X4 Bar 20 boten mit ihren vielen Features ein sehr kreatives Werkzeug zur Gestaltung. Bei der Produktion wurde bei beiden Produkten auf die Einzelpixelansteuerung gesetzt. „Mein Highlight war die große Bandbreite modernster Scheinwerfertechnik, mit unzähligen Möglichkeiten und Freiheiten, die mich als Neuling zwar einerseits gefordert hat, mir andererseits aber auch die Möglichkeit bat, mich auszutoben“, beschreibt Ramona Groß ihren Umgang mit den Produkten aus dem Hause ROBE und GLP.
Tom Levin fügt hinzu: „Die LEDBeam 150 von ROBE nutzten wir für die Erzeugung unserer TV-Beam-Looks. Mit ihrer kleinen Bauform und dem dennoch hohen Output haben sie optimal in unsere Produktions-Designs gepasst. Die JDC1 und X4 Bar 20 setzen wir als eigenständige Elemente zur Inszenierung, der Kreierung unserer Looks und der Akzentuierung einzelner Momente ein.“
grandMA3 und MDG Atmosphere ermöglichen professionelle Looks
Zum wiederholten Male stellte media:system aus Öhringen Scheinwerfer, Lichtstellpult und erstmals auch einen Hazer zur Verfügung. Sechs Sparx 7 von JB-Lighting aus dem Lager des Hohenloher Unternehmens fungierten als zusätzliche Wash-/Beam-Scheinwerfer.
Eine MDG Atmosphere APS sorgte für den feinen Haze im Studio, der besonders gut im Kamerabild funktionierte. Zwar war diese für das HdM-Studio überdimensioniert, eine selbstprogrammierte Timer-Steuerung sorgte dennoch für einen gleichmäßigen Haze.
Kernstück des gesamten Systems war die von media:system bereitgestellte MA Lighting grandMA3 light, die im 2er-Mode betrieben wurde. Aktuell befindet sich im Studio eine grandMA2 Ultra-Light, weshalb den Studierenden der Umgang mit dieser Software bereits bekannt ist. Die grandMA3 Light bietet jedoch einen „besseren Überblick und schnelleren Zugriff“ wie Studierende zurückmelden. Besonders die Display-Aufteilung, die RGB-hinterleuchteten Motorfader und die verbesserten Touch-Screens erleichtern den Einstieg und die Vertiefung ins System für die Studierenden.
Automatisierter Bildschnitt mit CuePilot
Beim „Duell der Magier“ kam eine Neuheit für die HdM-Studierende zum Einsatz. Mittels CuePilot wurde ein automatisierter Bildschnitt realisiert. Dieses System fand bspw. auch schon bei den Übertragungen des ESC Verwendung. „Durch CuePilot war es uns möglich die einzelnen Acts der beiden Zauberer bereits im Vorhinein genauestens zu Planen. Wann welche Kamera welches Bild einfängt und wann geschnitten wird, ist gerade bei Zaubervorführungen sehr wichtig um Einstellungsgrößen, Positionen und Timing präzise unter Kontrolle zu haben.
„Hierdurch konnten die Illusionen optimal aufrechterhalten werden“, erläutert Felix Fischer. Er hatte sich im Rahmen seiner Bachelor-Thesis mit dem Thema auseinandergesetzt. Da er selbst auch als „Magier“ in der Show auftrat, konnte er Regisseur Paul Weitbrecht optimal bei der Inszenierung und Festlegung der Kamerabilder unterstützen. Neben dem Bildschnitt wurde auch die gesamte Beleuchtung und Lichtinszenierung bereits im Vorfeld durch Tom Levin Schwenzle programmiert und im Anschluss mittels Timecode getriggert. Ausgegeben wurde der Timecode durch den Broadcast-Videoserver, welcher auch entsprechende Musik- und Tonsequenzen wiedergab.
„In Slow-Motion sieht fast alles besser aus!“
Im Rahmen seiner Bachelor-Thesis erhielt Jonathan Lorenz von Grass Valley eine LDX 86 Universe, die auch bei der Sendung „Schön Verschätzt“ zum Einsatz kam. „Die Gelegenheit mit der LDX 86 Universe – einem Super Slow Motion Kamerazug von der Firma Grass Valley – zu arbeiten, hat nicht nur meine persönliche Lernerfahrung, sondern die gesamte Produktion bereichert“, erklärt Jonathan Lorenz. „Der Aufbau, die Integration in die Studioinfrastruktur, sowie die richtige Konfiguration waren dabei die ersten Hürden, die gemeistert werden mussten. Zusätzlich wurden die Positionierung der Kamera, die daraus resultierenden Bilder, sowie die Platzierung der Replays im Sendungsablauf genau durchdacht und geplant, um das Stilmittel Slow Motion gewinnbringend in der Sendung einsetzen zu können. Schließlich schaut ja (fast) alles in SlowMo besser aus.“
Als Slow-Motion Server und zur Erstellung von Highlight-Sequenzen stand dem Team ein XT3 Server der Firma EVS samt zweier Bedienelemente zur Verfügung.
Bildschirmtechnik, Spielegrafiken und Schaltgäste
Wiederholt konnte die Hochschule auf die Unterstützung von ICT setzen. In vergangenen Produktionen stellte der Experte für Medientechnik bereits LED-Wände, Projektoren oder auch Bildschirmtechnik bereit. Um flexibel zu bleiben, wurde diesmal eine große mobile Videofläche benötigt. ICT stellte hierfür einen 103“ Full-HD Screen bereit. Bespielt wurde dieser unter anderem mit verschiedenen Spielgrafiken und Videoschalten.
Eigens für die Sendung „Schön Verschätzt“ entwickelte das Team eine komplette Spiele-Software. Verantwortlich hierfür waren Janine Jensch, Philip Mahler, Michael Maier und Lasse Bickelmann. Sowohl das User-Interface für Kandidaten, die Oberflächen zur Auswertung, Admin-Tools, als auch das gesamte Hintergrundsystem wurde durch die Gruppe designed und programmiert. Die Integration ins Grafik-System des VMix via JSON war ebenfalls Teil der Umsetzung.
Auch via VMix zugeschaltete Video-Gäste fanden auf dem Bildschirm reichlich Platz. Das VMix-System wurde im vergangenen Semester durch die Hochschule erworben und kam bereits mehrfach zum Einsatz. So wurden bei der „Virtuellen MediaNight“ über 20 Gäste zugeschaltet.
Der verantwortliche Professor Axel Hartz kommentiert abschließend: „Als führende Hochschule im Bereich der elektronischen Medien ist es natürlich unser Ziel, junge Menschen für eine dynamische Medienbranche praxisnah auszubilden. Dabei sind wir immer auch auf Unterstützung der Hersteller angewiesen. Dies hat in diesem schwierigen Jahr sehr gut funktioniert. Die Studierenden haben mindestens genau so viel gelernt, wie zu normalen Zeiten. Zu verdanken haben sie das dem großzügigen Sponsoring der beteiligten Firmen. Nun hoffe ich, dass das erworbene Wissen durch hervorragend ausgebildete Menschen wieder zurück in die Branche fließt.“
Projektbetreuung:
- Prof. Axel Hartz
- Matthias Adler
- Matthias Bürgel