Opus Award für innovative Raumbühne „Pandaemonium“ am Staatstheater Kassel

„Pandaemonium“ am Staatstheater Kassel (Foto: © Sebastian Hannak)

Der „Opus – Deutscher Bühnenpreis“ geht in diesem Jahr an das Staatstheater Kassel. Der Branchen-Award prämiert mit dem Pandaemonium ein neuartiges Logentheater-Konzept, das verschiedenste Szenenflächen und Sichtbeziehungen realisierte und das Publikum nah ans Geschehen brachte. Der ausgeklügelte Bau und ausreichend große Abstände zwischen den Sitzplätzen ermöglichten es, auch in Zeiten pandemiebedingter Herausforderungen große Opernproduktionen wie „Wozzeck“ oder „Tosca“ mit großem Orchester und Chor vor Publikum am Staatstheater Kassel aufzuführen. Die Verleihung des Opus findet am 27. April 2023 im Rahmen der Prolight + Sound statt, der internationalen Messe der Event- und Entertainment-Technology-Industrie.

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Als Branchen-Award zeichnet der Opus besondere Leistungen rund um Inszenierung, technische Realisation, Bühnen- und Szenenbild sowie Lichtdesign aus. Der Preis ist seit 2002 fester Bestandteil der Prolight + Sound. Träger des Opus sind der Verband der Medien- und Veranstaltungstechnik e.V. (VPLT), der Europäische Verband der Veranstaltungs-Centren (EVVC) und die Messe Frankfurt. Eine Fachjury aus Verbandsmitgliedern, Branchenexpert*innen, Medienvertreter*innen sowie Vertreter*innen der Messe Frankfurt kürte das Projekt zum Sieger.

So hart die Restriktionen der vergangenen Jahre die gesamte Veranstaltungswirtschaft getroffen haben – so groß ist das Maß an Kreativität und schöpferischer Kraft, das die Pandemie bei vielen Verantwortlichen im Kunst-, Kultur- und Bühnenbetrieb freigesetzt hat. Das Pandaemonium steht geradezu sinnbildlich für den vorwärtsgewandten Umgang mit den Herausforderungen der Krise. Nicht nur stellte das innovative Raumkonzept durch den großen Abstand zwischen den einzelnen Besucherplätzen ein Maximum an Planungssicherheit her. Auch ist es dem Team um Florian Lutz (Intendant Staatstheater Kassel, Regisseur Wozzeck), Sebastian Hannak (Szenograf) und Mario Schomberg (Technischer Direktor) gelungen, neue Nutzungs- und Spielformen im Theater zu erforschen und ein für den Theaterbetrieb visionäres Konzept erfolgreich umzusetzen.

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Als dreistöckiger, kreuzförmiger Einbau auf der Haupt- und Hinterbühne sowie den Seitenbühnen, der bis in den Zuschauerraum ragte, verband das Pandaemonium das Auditorium sowie Klang- und Szenenflächen zu einem Ort des gemeinsamen Theatererlebnisses. Die gesamte Bühnenfläche wurde mit Aufbauten mit einer Gesamthöhe von 7,90 Metern versehen – ein 16 Meter langer Steg führte diagonal über die Hauptbühnenfläche und verband die Seitenbühnen miteinander. Das Orchester befand sich in der Mitte der Bühne, während bis zu 270 Zuschauer*innen rings um die Bühnenspielfläche verteilt auf allen drei Stockwerken der komplexen Konstruktion Platz nahmen. Das Raumkonzept erlaubte ein freies Bewegen der Darsteller*innen innerhalb des gesamten Einbaus, was zu völlig neuen Möglichkeiten für die Einbindung des Publikums in die Inszenierung führte. Zusätzlich zu den großen Leinwänden sorgten zahlreiche Flatscreens dafür, dass sich das auf den gesamten Raum verteilte Bühnengeschehen von jedem Platz aus verfolgen ließ. Der Videokünstler Konrad Kästner verantwortete das gesamte Videokonzept und das Videodesign der beiden Opernproduktionen.

Die Bereitschaft, neue Wege zu gehen, war bereits zu Beginn des Projekts gefragt. Denn vor dem Einbau spielte sich die Planung und Vorbereitung pandemiebedingt im digitalen Raum ab. Dazu hat Vincent Kaufmann, Mitglied des Projektteams „digital.DTHG“ der Deutschen Theatertechnischen Gesellschaft, das Projekt virtuell modelliert und den gesamten Produktionsprozess – von ersten Skizzen bis über die Bauprobe mittels VR Headsets bis zur Premiere – digital begleitet. Diese Herangehensweise war in Zeiten von Kontaktbeschränkungen eine elementare Basis für die erfolgreiche Zusammenarbeit aller Beteiligten.

Architekt Oliver Mann betreute das Projekt als Bauleiter, Björn Schmidt-Hurtienne von EHS die Statik, Werkstattleiter Harald Gunkel den gesamten bühnenbildnerischen Einbau. Als Leiter der Tonabteilung war Karl-Walter Heyer mit seinem Team für den Betrieb des Raum-Klang-Systems verantwortlich. Theaterobermeister Andreas Lang und seine Bühnenmeister sowie die Kolleg*innen der Bühnentechnik und der Requisite unter der Leitung von Anne Schulz leisteten ganze Arbeit im Vorfeld und in der Betreuung des Pandaemonium.